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Lichterglanz am Taubenhaus…

… ließ mich im letzten Jahr innehalten: jetzt gehen die Tauben auch schon mit der Zeit und dekorieren ihr Heim adventlich! Aber auch Taubenhäuser sind dem Wandel unterworfen, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Der Heimatforscher und Bauernhausbewahrer Alois Kammermeier hat diese festgehalten. Er verweist auch auf frühe Abbildungen, die auf den bekannten Stichen Michael Wenings, Ende 17. Jahrhundert, zu sehen sind. Dort sind Taubenhäuser längsrechteckige Bauten mit Satteldach und auf vier Säulen angebracht. Später haben sich bei uns im Dachauer Land vor allem quadratische Häuser mit Kreuzdach auf einer Säule eingebürgert. Seit dem 19. Jahrhundert wurden sie auch farbig bemalt.

Zunächst hatte das Aufstellen solcher Häuser einen praktischen Grund: der Mist, den die Tauben produzierten, diente der Düngung. Dieser wurde in Schubladen aufgefangen, die unter den Brutnischen der Tauben angebracht waren. Später verdrängte der Kunstdünger den Taubenmist und die Taubenhäuser blieben als Mittelpunkt und Schmuck einer Hofanlage bestehen. Einige von ihnen sind sogar unter Denkmalschutz gestellt und so dauerhafte Zeugen einer früheren Form der Landwirtschaft im Landkreis Dachau wie in Arnbach, Buxberg, Feldgeding, Mariabrunn, Oberzeitlbach, Röhrmoos und Roßbach.

Das adventliche Taubenhaus steht nicht unter Denkmalschutz. Es wurde auf Veranlassung des Hofeigentümers Kaspar Höckmayr erst 1979 mit Hilfe des ortsansässigen Burschenvereins in Großberghofen errichtet (s. die Fotos unten) und steht in der Nachbarschaft des Stafflerhaisls an der belebten Dorfstraße.

Wie seine denkmalgeschützten Verwandten ist es ein Miniaturbauernhaus mit Sprossenfenstern, Fensterläden, Brüstungen und Balkonen. Sogar ein Wetterhahn thront auf dem Dach. Als Wohnstätte für Tauben war es nie gedacht. Es diente vielmehr schon immer als Schmuck des bäuerlichen Anwesens. Im Advent bietet es einen besonders schönen Anblick mit seinem Lichterglanz am Taubenhaus – für den natürlich die Besitzer des Hofes sorgen und nicht die Tauben selbst.

 

Foto: Birgitta Unger-Richter

Wer mehr über Taubenhäuser erfahren möchte, wird in der digitalen Ausgabe der Zeitschrift Amperland fündig: Alois Kammermeier: Der Taubenkobel in Nordwest Oberbayern. In: Amperland 1987 (Jg. 23), S.460-465. 

Einen Zeitungsartikel, ein Foto von der Aufstellung und eines mit einer Ansicht bei Tageslicht hat mir freundlicherweise Familie Höckmayr zur Verfügung gestellt:

Aufstellen des Taubenhauses

Zeitungsartikel 01.05.1979
Artikel 01.05.1979, Zeitung nicht bekannt

Für a Fünferl a Durchanand

Die aktuelle Ausstellung in Markt Indersdorf Trachtenschmuck – Statussymbol war ein willkommener Anlass, mich wieder einmal mit dem Thema Schmuck zu befassen. Dabei denkt man ja meist zunächst an Frauen und ihre Liebe zum Schmuck, vor allem an Diamanten, die ja ihre besten Freunde sein sollen, wenn man Marylin Monroe Glauben schenken darf. Die Ausstellung zeigt aber sehr anschaulich, dass auch Männer ein Faible für ihren ganz eigenen Schmuck hatten und haben. Das Paradestück des männlichen Trachtenschmucks ist dabei unbestritten das charivari.

charivari wird vom lateinischen caribaria abgeleitet und häufig mit Verrücktheit übersetzt. Ein weiteres Synonym ist Durcheinander. Auch stieß ich auf die Bedeutung Katzenmusik, was mich zu der Frage brachte, ob der so benannte Radiosender auch entsprechend schräge Musik spielt?

Doch heute interessiert mich vor allem das charivari als Schmuck, Talismann und Statussymbol. Es entstand aus einer Uhrkette, an die verschiedene Gegenstände gehängt wurden, die aus Horn, Haaren, Klauen, Zähnen, Münzen oder Kristallen bestehen konnten. Es sind Jagdtrophäen und Glücksbringer (auch in Liebesdingen) darunter und natürlich Münzen, die auf gesellschaftlichen Stand und Reichtum hinweisen. Eine ungerade Zahl an Anhängern gilt als ungeschriebene Regel, mindestens fünf Stück sollten es aber schon sein.

Ja und heute? Gibt es Sammler und Träger historischen Trachtenschmucks und Hersteller, die sich an den traditionellen Vorlagen orientieren.

Aber was wäre, wenn wir ein zeitgemäßes charivari entwerfen würden? Dafür hätte ich ein paar Ideen:

  • Für Herzensdinge ein Vorhängeschloss, das man dann der Angebeteten schenken könnte und an einer Brücke befestigen
  • Für den Jagderfolg eine goldene Kreditkarte
  • Als Talismann ein Smartphone, um immer für alle Fälle gerüstet zu sein
  • Als Zeichen für den Wohlstand einen Funkautoschlüssel für ein Luxusauto
  • Als Ausdruck von Erfolg eine Mitgliedskarte für einen exklusiven Golfclub.

Für a Fünferl bekommt man so ein Durchanand allerdings nicht – aber das spielt bei einem Statussymbol ja meist keine Rolle. Für einen großen Fünfer kann man ab 22. April 2017 hingegen viel Schmuck in der Ausstellung in Indersdorf betrachten und sich inspirieren lassen.

Einen Eindruck von einem Charivari vermittelt das FOTO, das einen Blick in eine der Ausstellungsvitrinen zeigt.