Endlich Ferien!

Endlich Ferien! Das dürfte auch Mathias Kneißl ausgerufen haben, als das Schuljahr 1888 in Sulzemoos zu Ende ging. Der dortige Lehrer Wagner hatte in sein Jahreszeugnis geschrieben: „Für die Schule sind seine Fähigkeiten nicht verwendbar… Schulbesuch sehr mangelhaft…“

Damals wie heute werden die „großen“ Ferien gleichermaßen von Lehrern wie Schülern herbeigesehnt. Bereits nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahr 1802 dauerte die Schule von September bis zum Sommer. Allerdings hatten Schüler damals keine „richtigen“ Ferien, d.h. Zeit zum Nichtstun, Erholen und Entspannen, sondern wurden bei der Ernte gebraucht. Und von ausgiebigen Weihnachts-, Faschings-, Oster- und Herbstferien konnten sie nur träumen.

Was aber bis heute gleichgeblieben ist, ist die Ausgabe von Leistungsnachweisen. Diese hatten bereits die Jesuiten im 16. Jahrhundert in ihren kirchlichen Lehreinrichtungen eingeführt.

Auch der 1875 geborene Schüler Mathias Kneißl erhielt am Ende seiner Schuljahre Beurteilungen und Zeugnisse, die sich bis heute erhalten haben. In Unterweikertshofen stellte Hauptlehrer Hindinger zu Beginn seiner Schulzeit durchaus noch gute Leistungen fest und für das Fach Musik: „… Versteht jetzt schon die Harmonika besser zu handhaben als das Lesebuch und spielt zur Belustigung und Vergnügen der Großen auf…“. Wurde hier zumindest noch seine musikalische Begabung erkannt, so erhielt er nach dem Umzug in die Schachenmühle bei Sulzemoos nur noch negative Beurteilungen: „Vom Fleiß nur wenige Spuren vorhanden. Das sittliche Betragen kann in keiner Weise gelobt werden.“ 1887 attestierte ihm Lehrer Wagner gar „grenzenlose Faulheit“. Und Kneißl glänzte wohl mehr durch Abwesenheit als durch regelmäßigen Schulbesuch, wie das eingangs genannte Zitat zeigt.

Vielleicht wäre Mathias Kneißl lieber zur Schule gegangen, wenn er die heimelige Schulhütte in Sulzemoos gekannt hätte, die im Rahmen des Räuber-Kneißl-Radweg eingerichtet wurde? Dort kann man sich in entspannter Atmosphäre in alter Schrift üben, Dokumente entziffern und das Sitzen in einer alten Schulbank ausprobieren. Und wer sich für das Leben des Mathias Kneißl interessiert, erfährt mehr über ihn in Hörstationen und auf Informationstafeln. Vielleicht ein Tipp für einen Ausflug in den nächsten Wochen – schließlich sind ja jetzt endlich Ferien!

 

FOTO: Birgitta Unger-Richter, Blick in die Schulhütte in Sulzemoos

Noch ein Tipp: Aber auch in Großberhofen im dortigen Hutter-Museum und im Heimatmuseum in Karlsfeld gibt es eine Schulecke. Und im Rahmen der Artikelserie der Geschichtswerkstatt in den Dachauer Nachrichten erschien am 11. Juli 2024 ein Beitrag von Annegret Braun zur Schulzeit Mathias Kneißls. 

 

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