„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir….“ – sie kennen den Text? Nach zahlreichen Laternenumzügen an St. Martin könnte man mich im Schlaf aufwecken und ich könnte ohne nachzudenken weitersingen: „…und oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir. Ein Lichtermeer zur Martinsehr – rabimmel-rabammel-rabum“. Besonders das lautmalerische „rabimmel-rabammel-rabum“ liebte ich als Kind.
Etwas schwieriger wird es mit dem Liedtext von „St. Martin, St. Martin…“, das die Legende des Bischofs Martin von Tours anschaulich erzählt. Der Heilige reitet durch Eis und Schnee, begegnet dem frierenden Bettler und teilt mit ihm den Mantel.
Am 11. November werden diese beiden Lieder wieder zu hören sein, wenn Kinder mit ihren Eltern bei Laternenumzügen durch die Straßen gehen, um das Martinsfest zu feiern. An manchen Orten wird die Martinsgeschichte mit einem als Martin verkleideten Reiter nachgespielt werden, der auch an die Kinder Gaben verteilt. An anderen Orten wird es ein Schattenspiel oder Theaterstück in Kirche und/oder Kindergarten geben, bei dem anschließend Gebäck in Gänseform verschenkt wird. Es erinnert daran, dass die Gänse mit ihrem Schnattern auf Martin aufmerksam gemacht haben, der sich vor der Bischofsweihe fürchtete und sich im Gänsestall versteckte. Die Gans als Attribut des Heiligen Martin verweist auch auf die Pachtzahlungen in Naturalien, die früher an „Martini“ abgeliefert wurden. Auch war der 11.11. ein Wechseltag für Dienstboten, die als Abschiedsgeschenk eine Gans erhielten. Geblieben ist davon der Speiseplan für diesen Tag, an dem häufig ein Gänsebraten mit Knödel und Blaukraut verzehrt wird. So verwundert es nicht, dass auf Cartoons von Peter Plassmann Gänse zu Wort kommen, die das mit dem Heiligen verbundene Brauchtum kritisch sehen: „Mantel teilen…..Gut und schön“ sagt da zum Beispiel eine Gans zur anderen: „Aber ich habe mit diesem Heiligen echte Probleme…“. Eine andere Gans wendet sich an eine Gruppe von Artgenossen: „Es gibt ja seit einiger Zeit aus unterschiedlicher Richtung Vorstösse, gewisse Traditionen in Zusammenhang mit Heiligenverehrungen in Frage zu stellen“. Ihr Gegenüber stimmt dem bereitwillig zu: „Ich wär dabei!!“
Die Gänse haben mein Mitgefühl – schließlich war erst Kirchweih und Weihnachten steht auch an – an Martini werde ich etwas Vegetarisches und gänseförmige Backwaren servieren…
BLOGFOTO: Die einzige Laterne, die wir von unseren Kindern aufgehoben haben mit dem Motiv des geteilten Mantels und Schwert, Sternen und anderen Bildern, die dem Laternenlied „Ich geh mit meiner Laterne“ zuzuordnen sind. So auch eine Katze: „Der Hahn der kräht, die Katz miaut, rabimmel-rabammel-rabum.“