Schlagwort: Dornröschen

Wachgeküsst…

In dem von den Brüdern Grimm aufgezeichneten Märchen „Dornröschen“ wünscht eine frustrierte böse Fee, die nicht zur Tauffeier der Prinzessin geladen wurde, dieser den frühen Tod. Glücklicherweise kann eine weitere Fee diese Verwünschung in einen hundertjährigen Schlaf abwandeln. So schläft die Prinzessin hundert Jahre in einem Schloss, um das dann im Laufe der Jahrzehnte eine Dornenhecke wächst, ihren sogenannten „Dornröschenschlaf“ – bis endlich ein Prinz kommt und sie wachküsst.

Den Bauzaun eines Baudenkmals in Großberghofen schmückt seit kurzem ein Banner, auf dem steht, dass dieses Gebäude aus dem „Dornröschenschlaf“ erweckt werde. Das sogenannte „Stafflerhäusl“ wurde allerdings nicht verwünscht, sondern eher vergessen. Mitte des 19. Jahrhunderts als Austrag erbaut, diente das kleine Haus vielen Menschen als Heimstatt und stand die letzten Jahrzehnte an der Hauptstraße des Ortes verwaist da. Keine Dornenhecke, aber ein dichter Saum von Ahornbäumen bildete eine grüne Mauer um das Haus, das eher „Aschenputtel“ ähnelte: grau, unscheinbar, nicht beachtet. Und um bei dem Märchenbild zu bleiben: es wartete darauf, dass es aus seinem Schattendasein befreit wird.

Zum Glück nahm sich ein Fan alter Bauwerke des Aschenputtels an und will jetzt seine Schönheit wieder sichtbar machen. Die Schönheit alter Bauwerke (nicht nur Schlösser!) wartet häufig noch auf (Wieder-) Entdecker und darauf, für weitere Jahrzehnte (oder wieder 100 Jahre) bewahrt zu werden. Man muss dazu kein Prinz sein – nur Liebe zum Objekt aufbringen, dazu Zeit, gute Beratung, eine solide Finanzierung und gute Handwerker. Dann kann auch das eine oder andere weitere Schmuckstück wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden.

Die „Kinder- und Hausmärchen“  der Brüder Grimm erschienen von 1812-1858, die Baugeschichte des Stafflerhäusls begann 1843. Am „Tag des offenen Denkmals“ 2022 besteht die Gelegenheit das Baudenkmal bei einer Führung um 15.00 Uhr zu besichtigen. Mehr zum Denkmal erfährt man auch auf der Webseite. Und wer sich für den Erhalt von Denkmälern und das Procedere der Abläufe, Finanzierung und fachgerechten Restaurierung interessiert, sei auf die Webseite des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege verwiesen. Dort gibt es auch eine Denkmalbörse mit Immobilien, die zum Verkauf stehen. 

FOTO Unger-Richter: Das Baudenkmal in Großberghofen Anfang Juli 2022.