Haben sie schon einmal von der „Butzküahkapelle“ in Haimhausen gehört? Einem achteckigen Zentralbau mit einer kuriosen Innenraumgestaltung aus Naturmaterialien, wie Baumrinden, Muscheln, Ästen, Rinden und Zapfen, die ihr den Namen gab? „Butzküah“ ist nämlich die bairische Bezeichnung für Tannenzapfen. Wer die kleine Barockkapelle, die auch als „Klausenkapelle“ bezeichnet wird geschaffen hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Aber es wird vermutet, dass einer oder mehrere Einsiedler dafür verantwortlich waren.
Als Einsiedler oder auch als Eremiten bezeichnet man Menschen, die ein Leben in Zurückgezogenheit wählen, häufig in der Wüste. Dazu gehört der mir unvergessene Symeon Stylites der Ältere (geb. 389), von dem berichtet wird, dass er mehrere Jahre auf einer Säule (!) lebte. Komfortabler hatten es dagegen Einsiedler, die im Dienste der Grafen von Haimhausen standen. Sie wohnten in der unter Graf Franz Ferdinand (1687-1724) errichteten „Klause“, an die eine Kapelle angeschlossen war. „Klause“ vom lateinischen „claudere“ abgeleitet, bedeutet „schließen“und war somit als abgeschiedener Aufenthaltsort für einen Einsiedler gedacht. Der dort lebende „Klausner“ war für den Gottesdienst in der Schlosskapelle zuständig und teilweise sogar für den Schuldienst, als Seelsorger und medizinischer Beistand tätig. Entlohnt wurde er mit „Kost, Trunk, Holz und Licht …, damit er könne zufrieden leben.“ In seiner freien Zeit entstand dann wohl die kuriose Ausstattung der Kapelle.
Aber so einsam und abgeschlossenen war ein Klausner dann wohl doch nicht, denn Franz Ferdinand verfügte 1701: „Wie er dann auch, wann sich die Herrschaft in loco (am Ort) befinden sollte, allzeit die Tafel mit derselben genießen solle“. So scheint es ein netter Zufall zu sein, dass die Klause heute eine Gastwirtschaft beherbergt. Die dazu gehörige Kapelle kann übrigens im Rahmen von Führungen und manchmal am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden, oder virtuell auf Hans Schertls Webseite der Kirchen und Kapellen im Landkreis Dachau.
Hier finden sie schon einmal ein paar Eindrücke von der Kapelle , die ich bei einem Besuch vor zwei Jahren festhielt.
Viele, die wie ich mit meiner Familie in Corona-bedingter Abgeschiedenheit zu Hause leben, bevorzugen sicherlich auch die Haimhauser Einsiedler-Variante mit „Kost, Trunk, Holz und Licht“… Dieses Zitat und die Informationen zu den Klausnern entnahm ich der Chronik der Gemeinde Haimhausen, die Markus Bogner 2003 verfasste. Hier besonders S. 27.