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„Sie hupen – wir trinken“ …

… stand auf einem Schild am Straßenrand, das ich bereits zweimal im Landkreis Dachau sah. So ließ sich ein Geburtstagskind von den vorüberfahrenden Autofahrern feiern, indem es bei jedem Hupton mit seinen Mitfeiernden anstieß.

Ein neuer Brauch? Ich bin mir nicht sicher, ob das auch weiter verbreitet ist und als „Brauch“ bezeichnet werden kann. Bräuche nennen wir ja immer wiederkehrende Ereignisse, die zu bestimmten Gelegenheiten immer gleich begangen werden – also keine einmaligen oder seltenen Ereignisse.

Ein Brauch im Dachauer Land ist aber auf jeden Fall das Aufstellen von Bäumen anläßlich eines runden Geburtstages. Diese ähneln den Bäumen, die andere freudige Ereignisse begleiten: der Maibaum stimmt auf den Frühling ein, der Hochzeitsbaum auf die traute Zweisamkeit, der Geburtsbaum feiert einen neuen Erdenbürger. Immer handelt es sich um einen geschälten Baumstamm, oftmals weiß-blau bemalt mit begleitenden Schildern. Den Maibaum ziert häufig ein Kranz, den Hochzeitsbaum manchmal ein Brautpaar oder Herz und auf die Geburt eines Kindes macht gerne ein Storch aufmerksam.

Bei den Geburtstagsbäumen hingegen, bildet das aus dem Straßenverkehr bekannte rot umrandete runde Schild mit der Geburtstagszahl den oberen Abschluss. An sich ist dies eher ein Verbotsschild, das mit einer Zahl die Höchstgeschwindigkeit anzeigt. Woher wohl dazu die Idee kam? Ich habe bisher keine Antwort darauf.

Auf den Schildern darunter sind Hinweise auf Hobbies und Vorlieben des Geburtstagskindes angebracht wie das Lieblingsessen oder (Fußball-)Vereine. Auf dem abschließenden unteren Schild eines Baumes wird alles Gute gewünscht und häufig zu einem Umtrunk mit Essen ein Jahr nach dem Geburtstag aufgefordert – wenn der Baum wieder abgebaut wird. So wird bei diesem Brauch gegessen und getrunken – ohne dass man durch Hupen aufgefordert wird.

FOTO: Unger-Richter, Baum in Eisenhofen

Haben sie eine Idee, woher das runde Verbotsschild kommen könnte? Ich freue mich über ihre Kommentare und Anregungen! 

 

Zeichen der Liebe

Valentinstag und ein Herz im Schnee: da kam beim Spaziergang rund ums Dorf Freude auf! Hier hatte  jemand ein überdimensionales Zeichen der Liebe für seine Liebste oder seinen Liebsten gesetzt.

Als Zeichen der Liebe dienten früher auch Hühnereier, die an Ostern verschenkt wurden. Im Winter legen die Hühner weniger, sodass deren Eier sorgfältig gesammelt und haltbar gemacht wurden. Dazu zählte auch das Kochen und dann das Einfärben der Eier. Von daher waren Eier wertvoll und dienten auch als Zahlungsmittel. Sie waren Bestandteil des Pachtzinses oder wurden als Lohn, Geschenk und Dank an Dienstboten und andere Berufsstände wie Geistliche, Mesner, Lehrer oder Handwerker verteilt. Eier wurden aber auch als besondere Gabe von Paten an ihre Patenkinder verschenkt oder von jungen Menschen an ihre Angebeteten.

Wie aus Röhrmoos überliefert ist, schenkten dort die Mädchen den Burschen an Ostern Eier und drückten damit Sympathie oder auch Antipathie aus. Das wurde in Reimform übermittelt wie „Der Himmel ist blau, die Eier sind rot, ich will dich lieben bis in den Tod“ oder „Unsere Lieb´ hat die Katz gefressen, ich will jetzt auch dich vergessen“. In Pfaffenhofen gingen die Burschen zu den unverheirateten Mädchen und erhielten am Fenster einen sogenannten Gockl, ein Ei oder auch Zigaretten. Die Gunst der Mädchen drückte sich in der Anzahl der geschenkten Eier aus. Heute wird beim Oarbetteln der Bittsteller ins Haus gebeten, wo er eine Brotzeit erhält. In manchen Orten, wie in Kleinberghofen, gab es dazu auch das eine oder andere Stamperl Schnaps zur Stärkung.

Eier als Liebesgabe sollen ihren Ursprung am französischen und russischen Hof haben. Ludwig XIV verschenkte goldene Eier und die „Fabergé-Eier“ gelten bis heute als Inbegriff des kostbaren Schmuckeies. In der Biedermeierzeit standen in der bürgerlichen Gesellschaft Kurbeleier mit Liebesbotschaften hoch im Kurs.

Heutzutage gibt es das ganze Jahr über Eier zu kaufen, auch hart gekochte und gefärbte Exemplare. Als Zeichen der Zuneigung an Ostern haben sie größtenteils ausgedient. Sie sind Bestandteil bunt gefüllter Osternester und werden – mit oder ohne Speisenweihe im Gottesdienst der Osternacht – an Ostern verzehrt. Herzen als Zeichen der Liebe bleiben jedoch immer aktuell, wie das Herz im Schnee beweist.

 

 

Das FOTO hat mein Mann am letzten Wochenende in Kleinberghofen aufgenommen. Die Informationen zu Eiern als Liebesgaben entnahm ich den Chroniken der Gemeinden in Röhrmoos, bearb. v. Helmuth Rumrich und Franz Thaler, Horb am Neckar 1986 und Pfaffenhofen, Geschichte und Geschichten lebendig erleben, Pfaffenhofen 2014. Zu Osterbräuchen im Dachauer Land gibt der Katalog zur Ausstellung im Bezirksmuseum Dachau: Allerlei ums Osterei, Dachau 1996 Auskunft. Bräuchen am Ostersonntag ist auch ein Artikel im Kreisblick 1-2021 gewidmet. Weitere Beiträge zur Fasten- und Osterzeit habe ich in den letzten Jahren veröffentlicht:  Zeit für Brezn, Fast food, Auf die Palme bringen und zu besonderen Eiern.