Schlagwort: Liebe

Die Brücke der ewigen Liebe

Bei einem Spaziergang fanden mein Mann und ich drei blinkende Schlösser, die an beiden Geländern der Fußgängerbrücke in unserem Dorf festgemacht waren. Es handelt sich dabei um sogenannte „Liebesschlösser“. Solche Schlösser werden von verliebten Paaren bevorzugt an Brücken angebracht, um, wie Brauchwiki schreibt, „symbolisch ihre ewige Liebe zu besiegeln“ – häufig auch mit eingravierten Namen.

Hier handelt es sich um einen neuen Liebesbrauch, dessen Ursprung in Italien vermutet und in die Nullerjahre datiert wird: Bestseller von Federico Moccia, wie „Drei Meter über dem Himmel“ (2005, das Original „Tre metri sopra il cielo“ erschien bereits 1992) oder die Fortsetzung „Ich steh auf dich“ (2007, italienisch „Ho voglia di te“ von 2006) und deren Verfilmungen gelten als dessen Ausgangspunkt. In diesen Geschichten befestigen die Protagonisten als Zeichen ihrer ewigen Liebe Schlösser an der Tiberbrücke in Rom und werfen die Schlüssel anschließend in den Fluss.

Inzwischen ist dieser Brauch weit verbreitet und wird auch als Idee für den Valentinstag genannt. Es gibt auch Webseiten, die die besten Orte für das Anbringen von Liebesschlössern auflisten. Weit oben auf der Hitliste steht dabei natürlich die „Stadt der Liebe“ – Paris. Dort musste sogar schon einmal die Pont des Arts gesperrt werden, weil die vielen Schlösser ein Brückengeländer zum Einsturz brachten.

Also: bevor sich der eine oder die andere, angeregt durch diesen Beitrag, mit einem Vorhängeschloss und eingravierten Namen auf den Weg macht: bitte zuerst recherchieren, ob es die Bauweise und Statik der favorisierten Brücke zulässt, ob sie vielleicht denkmalgeschützt ist (geht gar nicht), oder ob es eventuell ein Verbot der Anbringung gibt (die Rialtobrücke in Venedig  und die New Yorker Brooklyn Bridge sind dafür Beispiele). Fast jede europäische Hauptstadt hat ihre „Brücke der Liebe“ – und jetzt auch Kleinberghofen.

 

FOTO: Raimund Richter

Sicherlich gibt es noch weitere „Brücken der Liebe“ im Umfeld von Dachau. Schreiben sie mir doch, wenn sie noch weitere Orte mit Liebesschlössern kennen. 

 

 

 

Tatsächlich Liebe

Das Anschauen des Weihnachtsfilms „Tatsächlich Liebe“ ist eines der neueren Adventsrituale, die mein Mann und ich pflegen. In diesem Film wird auf amüsante Art die Partnersuche unterschiedlichster Menschen zu einem Ganzen verknüpft.

Wie ein Blick zurück zeigt, ging es auch schon früher in der Adventszeit nicht nur um das Warten aufs Christfest, sondern auch ums „Obandln“: „Bereits am ersten Tag der Adventszeit, dem Namenstag des Hl. Andreas (30.11.) glaubten heiratslustige Mädchen, dass der erste Bursche, dem sie am Andreastag begegnen, ihr zukünftiger Liebhaber oder Mann werde“, schrieb der Dachauer Brauchtumsforscher Robert Böck. Dieser und weitere sogenannte Orakelbräuche wurden, neben den Losnächten an Silvester und der Wintersonnenwende, an den Namenstagen der Heiligen Andreas und Thomas (21.12.) praktiziert. So konnte diejenige, die mehr über den Künftigen wissen wollte, am Thomastag einen Schuh oder – wie es aus Oberzeitlbach bei Altomünster überliefert ist – einen Pantoffel werfen. Es hieß, dass die Schuhspitze in die Richtung weisen würde, aus der er kommen würde. In Großberghofen und in Schluttenberg sollen Mädchen in den dunklen Hühnerstall gegangen sein und einer Henne eine Feder ausgerupft haben, um die Haarfarbe des Liebsten, hell oder dunkel auszumachen. Über die Körpergestalt sollten aus dem Feuer gezogenen Scheite Auskunft geben: groß, klein, gerade oder krumm. Auch die beim Bleigießen entstandenen Formen konnten Näheres über den Liebhaber aussagen. Wem dies noch zu vage war, der drosch vor dem ins Bettgehen abends auf den Strohsack ein und sprach: „Strohsack, i´tritt di´, Heiliger Thomas, i´ bitt´ di, laß mir erscheinen, mein´ Herzallerlieabst“ oder: „laß mi heut drama vo dem Mo, den i zum Altar führen ko“.

Die eine oder andere Verliebte schaute derweil täglich auf ihre am 4. Dezember, dem Barbaratag geschnittenen Obstzweige. Ein blühender Zweig an Weihnachten verhieß schon einmal einen nahenden Bräutigam. Wer den Zweigen die Namen der möglichen Kandidaten zuordnete, dem verriet der zuerst erblühte den Erwählten. Ob es dann auch „tatsächlich Liebe“ war – darüber schweigen die Quellen…

 

 

 

Mehr zum adventlichen Brauchtum im Dachauer Land wurde 2003 im Ausstellungskatalog des  Bezirksmuseums „Auf Weihnachten zu“ zusammengetragen. Dort ist auch Robert Böcks Aufsatz zum vorweihnachtlichen Brauchtum erschienen. Wilhelm Kaltenstadler widmete sich den Bräuchen im Altomünsterer Raum in der 1999 erschienen Ortschronik „Altomünster“ (Hg. Museums- und Heimatverein Altomünster mit Wilhelm Liebhart).

Das FOTO entstand bei einem Ausflug auf die Burg Trausnitz in Landshut.