Schlagwort: Maria Himmelfahrt

It´s magic!

„It´s magic!“ So kündigt Marianne Sägebrecht alias Jasmin Münchgstettner in Percy Adlons  Film „Out of Rosenheim“ (1987) einen Zaubertrick in  Brenda’s „Bagdad Cafe“ an. Vielleicht nicht gerade Magie oder Zauberkraft, aber zumindest Heilkraft wird vor allem den Kräutern zugesprochen, die traditionell an Mariä Himmelfahrt in die Kräuterbuschen gebunden werden. Dazu zählt das Johanniskraut, das für gute Stimmung sorgen soll,  die Minze, die beim Vertreiben von Kopfschmerzen helfen kann oder der Spitzwegerich, der antiseptisch wirkt. Früher fanden die Gebinde ihren dauerhaften Platz im Herrgottswinkel unter dem Kreuz, wo bei Bedarf Kräuter entnommen werden konnten. So hatte man seine Hausapotheke praktisch in Reichweite. Die Anzahl der Kräuter variierte dabei von 3 bis 99. Beliebt waren seit jeher Zahlen mit hohem Symbolwert: 7 steht für die Tage der Schöpfung und 12 für die Apostel. Auch die Zahl 3 und ihre Vielfachen konnte deren Anzahl bestimmen: 3 x 3 oder 3 x 33 als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit. Manche aber schrieben ihnen neben der medizinischen Wirkung auch eine andere magische Kraft zu: Salbei sollte zu Wohlstand und Erfolg führen, Kamille versprach Glück in der Liebe und Arnika sollte gegen Feuer und Hagel schützen.

Die Legende, die sich um die Entstehung des Kräuterbuschen-Bindens rankt, weist ebenfalls wundersame Züge auf: es heißt, dass sich nach Marias Himmelfahrt der Boden um ihre leere Grabstätte in eine Blumenwiese verwandelt habe und es aus ihrem Grab nach Rosen und Lilien duftete. Daran sollen die bunten Kräuterbuschen erinnern, in die manche zusätzlich eine Rose als Mariensymbol stecken.

Und um nochmals auf „Out of Rosenheim“ und die Zaubershow zurückzukommen – für mich liegt ein wesentlicher Teil der Magie im Gesichtsausdruck der beiden Protagonistinnen Jasmin und Brenda: ihr Lächeln verzaubert die Zuschauer bis heute noch. That´s magic!

In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen fröhlichen Feiertag!

 

FOTO: Birgitta Unger-Richter, Kunstpfad zu Corona-Zeiten in Altomünster, der den Spaziergängern auch ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Wer einen Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt selber binden möchte, findet dazu zahlreiche Anleitungen, oder geht einfach in den Garten, die Wiese oder den Wochenmarkt und trifft seine individuelle Auswahl an Kräutern und Blumen. Als Ausflugsziel an Mariä Himmelfahrt lockt der Fraumarkt in Jetzendorf im benachbarten Landkreis Pfaffenhofen.

Raunächte

„Ist das ihre Wäsche auf dem Speicher?“ fragte mich besorgt meine Nachbarin kurz vor Weihnachten, als wir noch in einem Mehrfamilienhaus in Dachau wohnten, denn es bringe Unglück zwischen den Jahren Wäsche aufzuhängen. Etwas verwundert brachte ich die nasse Wäsche rechtzeitig in die Wohnung zum Trocknen, ohne mir weitere Gedanken zu machen.

Heute weiß ich, dass die zwölf Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar als „Raunächte“ gelten, in denen von altersher angenommen wurde, dass Dämonen und böse Gestalten ihr Unwesen treiben. Man fürchtete sich davor, dass sie Kinder, Frauen und Mädchen belästigten oder herumliegende Gegenstände verschleppten. Es wurde sogar geglaubt, dass „Totenheere“ oder die „wilde Jagd“ durch die Lande ziehen und Unheil verbreiten würden.

Und wie konnte man sich dagegen schützen? Frauen und Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr nach draußen gehen. Der Haushalt sollte aufgeräumt sein und die Wäsche nicht auf der Leine hängen, Hausarbeit und auch Handarbeiten wie Stricken und Sticken sollten unterlassen werden, denn Unordnung und auch Arbeitstätigkeiten würden von den Dämonen bestraft werden.

Weiterhin war das Räuchern, woher wahrscheinlich auch der Name der „Raunächte“ kommt, ein probates Mittel, um alles Schlechte aus den häuslichen Räumen zu vertreiben. Dazu wurde auf eine Räucherpfanne oder Schaufel Glut gelegt und darauf Weihrauch, geweihte Kräuter oder Teile des Kräuterbuschens von Maria Himmelfahrt gegeben. Damit ging man vom Keller bis zum Speicher. Auf Bauernhöfen wurden auch die Ställe und die Scheune geräuchert. Meist versprengte man zusätzlich Weihwasser und sagte dazu Gebete und Segenssprüche auf.

Auch heutzutage möchte man alles aufgeräumt, eingekauft und hergerichtet haben. Räuchern scheint inzwischen auch wieder Brauch zu werden, wie zahlreiche Alltagsratgeber zeigen. Ob auch das Wäscheabhängen dazu gehört,  weiß ich nicht. Ich mache das jedoch immer noch automatisch vor Weihnachten und denke dabei jedes Jahr an unsere Nachbarin.

 

Foto: Wir haben heuer auch im eigenen Haushalt geräuchert!

Eine Sage aus der Zeit der Raunächte hat sich aus Hirtlbach erhalten: dort wurden Kirchgänger vom Teufel in Versuchung geführt. Wer Lust hat, kann sich die Geschichte von Jörg Baesecke von der Kleinsten Bühne der Welt erzählen lassen. Wer lieber selber liest, kann zum zweiten Band der Altbairischen Sagen, gesammelt von Alois Angerpointner, Dachau 1980, S. 43f. greifen.

 

Zu den Raunächten oder „Rauhnächten“  findet man weiterhin Wissenswertes bei: Alois Angerpointner: Vom Prehentag, der Perchtennacht und der Pefana. Alte Namen für das Fest der Heiligen-Drei-Könige. In:  Amperland Jg.2, 1966, S.02-03. Manfred Becker-Hubert: Feier, Feste, Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr, Freiburg/Basel/Wien 2001, S.153-54.