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Miteinander Leben – Unser Podcast

Heimatpflege zum Hören! Als mich mein Kollege Julius, Integrationsbeauftragter im Landkreis Dachau fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm einen Podcast zum Thema Heimatfinden und Heimatgestalten aufzunehmen, war ich begeistert: schließlich möchte ich in der Heimatpflege auch immer wieder neue Wege beschreiten, inhaltlich und medial.

Mit dem Medienzentrum in der Steinstrasse war schnell das perfekte Tonstudio gefunden, wo uns Tobias Lind bestens betreute. Nachdem die rechtlichen Eckpunkte und bürokratischen Hürden gemeistert waren, legten wir los und stürzten uns ins Podcast-Abenteuer.

Wir lernten interessante Menschen kennen, erfuhren berührende Geschichten und hatten sehr viel zu lachen! Mit Niels reisten wir in das Berlin der Jahrhundertwende, wo sich seine dänischen Vorfahren angesiedelt hatten. Wir erfuhren von Dardan, welcher Zufall Pate gestanden hatte, dass er im Land seiner Kindheit nicht italienisch, sondern deutsch gelernt hatte und Rita erzählte uns über unkomplizierte Fahrstunden und Gastfreundschaft in Ungarn. Nuala wiederum berichtete uns von ihren Anfängen in Deutschland, wo sie in Niederbayern leider erleben musste, dass das in Schottland gelernte Deutsch hier nicht gesprochen wurde. Evi sprach über ihre Erlebnisse als Brückenbauerin zwischen Dachauer Trachtlern und internationalen Tanzgruppen. Und das sind nur ein paar Schlaglichter auf unsere bisherigen Gespräche.

Wir haben vor, weiterhin spannende Gesprächspartner einzuladen und freuen uns schon sehr darauf. Dabei ist es uns ein Anliegen deutlich zu machen, dass unsere Heimat allen offensteht, die in ihr leben und sie gestalten wollen. Wir wollen zeigen, wie bunt unser Landkreis dadurch schon geworden ist und wie uns diese Vielfalt bereichert. Deshalb heißt unser Podcast „Miteinander Leben“ – was mehr als nur ein Titel sein soll.

 

Foto: Logo Julius Fogelstaller, Landkreis Dachau

Die Folgen unseres Podcasts finden sie auf Spotify, Apple und auf der Webseite des Landkreises Dachau. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die uns im Vorfeld beraten und unterstützt haben: Tobias Lind, Stefanie Feicht, Sina Török, Dardan Kolic, Dr. Bernadetta Czech-Sailer und alle Gäste, die spontan zugesagt haben. Besonders danken möchte ich meinem Kollegen Julius, der sich in die Technik rund um den Podcast eingearbeitet hat und das Logo mit Musik entwickelt hat. Und von unserer ersten Probeaufnahme gibt es hier schon einmal einen kurzen Einblick in das „Making of“:

 

 

 

 

 

Siebenschläfer

Ein banger Blick aus dem Fenster am Morgen – und dann die große Erleichterung: am Siebenschläfer-Tag ist es zwar (noch) nicht sonnig, aber zumindest nur etwas bedeckt und nicht  regnerisch. Denn laut Bauernregeln ist das Wetter an diesem „Lostag“ ein Indikator für die nächsten Wochen: „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“.

Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich mich vielleicht damit getröstet, dass der eigentliche Gedenktag – nicht an das gleichnamige Nagetier, sondern sieben frühchristliche Märtyrer – am 7. Juli wäre. Die Gregorianische Kalenderreform von 1582 hat nämlich eine Verschiebung auf den Juni bewirkt. Und woher kommt der Name des Tages? Es handelt sich um eine Legende, die von  sieben Männern handelt, die man als Christen im 3. Jahrhundert n. Chr. in Ephesus verfolgte. Glücklicherweise fanden diese Zuflucht in einer Höhle und wurden nach einem 195 Jahre lang andauernden Schlaf wieder lebendig gefunden.

Das Wetter wird in der nächsten Zeit also laut Siebenschläfer-Prognose schön werden und damit kann auch die Musikreihe „Zamghockt und aufgspuit“ im Freien stattfinden. Zum Abschluss des LEADER-Projektes „Volksmusik im Wittelsbacher und Dachauer Land“ gibt es Biergartenkonzerte mit vielen bekannten und auch neuen Volksmusikgruppen aus den Landkreisen Dachau und Aichach. Der junge Verein „Zamgricht“ hat sich der Organisation angenommen und ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Vereinsmitglieder sind zum Teil selber Musiker und im Dachauer und Wittelsbacher Land gut vernetzt. Also: Dirndl und Lederhose aus dem Schrank holen, sicherheitshalber nochmals den aktuellen Stand der täglichen Planung auf der Webseite von Zamgricht abrufen, dann im Einzelfall reservieren oder einfach hingegen oder hinradeln… und dann wünsche ich viel Vergnügen beim Zuhören und Mitsingen, wenn im Freien „zamghockt“ wird und „aufgspuit“.

 

FOTO: Einstimmung auf den Biergarten

Dank an Josef, Stefanie, Julia und David für die gute Zusammenarbeit beim Weiterführen des Volksmusikprojektes und Zamgricht für die Organisation der Biergartenreihe! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Do you speak Bavarian?

Das haben wahrscheinlich bisher wenige Touristen in Bayern einen Einheimischen gefragt. Als Umgangssprache für Einheimische und Touristen wird die Standardsprache benutzt, die gleichzeitig die Basis für eine Verständigung im gesamten deutschsprachigen Raum darstellt.

Letzte Woche lud der Bayernbund ins Gasthaus Zieglerbräu nach Dachau ein, um sich der Frage „Ist Bairisch erwünscht, geduldet, verfemt, aussterbend oder lebendig?“ zu widmen. Das Podium war überwiegend mit „native speakers“ aus Bayern besetzt – eine Ausnahme war die Diskussionsleitung, die „Quotenfrau“, die gleichzeitig auch einen anderen Dialekt, nämlich das Plattdeutsche vertrat.

Insgesamt wurde von Podium und Publikum eine Lanze für den Dialekt gebrochen. Er sei bildreicher als die Standardsprache und von der Anzahl der Wörter her kürzer. Von daher eigne sich Dialekt  auch als Schnellform beim modernen Kommunizieren per Smartphone – was Jugendliche auch häufig nutzten. Trotzdem nehme die Anzahl der Dialektsprecher ab. Abhilfe soll deshalb schon von Klein auf in Kindergärten und Schulen geleistet werden, wozu eigens ein Projekt „MundART WERTvoll“ gestartet wurde. Kinder würden dabei spielerisch ans Dialektsprechen herangeführt. Positive Beispiele auch aus der Praxis wurden genannt.

Alles schön und gut, seufzte ich da innerlich, auch dass die UNESCO 2009 den bairischen Dialekt als Kulturgut würdigte, ihn aber auch als bedroht einstufte. Denn ich sehe eine Parallele zwischen der Entwicklung des Brauchtums und der des Dialekts: beide reagieren auf die jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und verändern sich mit den Bedürfnissen der Menschen. Beide unterliegen einem eigendynamischen Prozess, der manchmal Überraschendes wie die neu aufgeflammte Liebe zur Trachtenmode hervorbringt.

In den Aufbruchsjahren der 60er und 70er Jahre galt Dialekt als provinziell und altmodisch. Als Reaktion auf die Globalisierung und internationale Kommunikation hat sich aber in verschiedensten Bereichen eine Rückbesinnung auf das Regionale ergeben, die häufig auch mit „Heimat“ verbunden wird. Dazu gehört auch der Dialekt, der mancherorts eine Art von „Renaissance“ erfährt.

Wenn wir die Akzeptanz des Dialekts erhöhen wollen und eine Wiederbelebung desselben anstreben, dann können wir auf die inzwischen etablierte Sprachwissenschaft zurückgreifen und auf die Praxis des Gesprochenen. Obacht aber bei der Klischeefalle! Zum Bairischreden gehört nicht unweigerlich das Tragen von Dirndl und Lederhose. Auch die korrekte Aussprache von „Oachkatzlschwoaf“ als Eignungstest für Preußen ist ein „Schmarrn“. Auf keinen Fall sollte Dialekt ein „muss“ werden, so wie es die Schriftsprache lange Zeit war.

Dialekt sprechen ist  ein Ausdruck der Kultur einer Gegend – zu recht ein Kulturgut im Sinne der UNESCO. In unserem Landkreis ist der Dialekt gekennzeichnet durch das Aufeinandertreffen von Bairisch und Schwäbisch – da fühle ich mich auch sprachlich daheim.

Im Dialekt zu Hause ist übrigens auch der gebürtige Brite, Professor Dr. Anthony Rowley, der in München am Lehrstuhl für Germanistik tätig ist. Er gilt als einer der versiertesten Kenner des bairischen Dialekts. „Do you speak Bavarian?“ versteht sich bei ihm von selbst – schön wäre es, wenn es das für uns auch wäre.

 

FOTO: Die Schlossbergler feiern 2016 im Ludwig-Thoma-Haus Jubiläum.