Heuer im Frühjahr überlegte ich, was ich alles in mein Hochbeet pflanzen könnte. Bei der Durchsicht meiner Saatgutvorräte fand ich ein Tütchen weißer Bohnen mit einem braunen Muster an einer Seite. Ich hatte diese Bohnen vor einigen Jahren auf einem Kunsthandwerkermarkt in Sulzemoos entdeckt. Eine ältere Dame hatte an ihrem Stand Rosenkränze mit diesen besonderen „Perlen“ verkauft, sogenannten „Monstranzbohnen“. Uns interessierten Bewunderern schenkte sie ein paar Bohnen und wünschte uns viel Glück bei der eigenen Aufzucht.
Ich steckte sie also in die Erde – ehrlich gesagt ohne große Hoffnung. Doch es wuchs eine überraschend große Bohnenpflanze in meinem Beet heran und bescherte uns viele dieser besonders gezeichneten Hülsenfrüchte.
Meine Neugierde war geweckt. Das Muster zeigt wirklich ein Bild, das mit einer Monstranz, also dem liturgischen Schaugerät der katholischen Kirche für das Allerheiligste verglichen werden kann. Dieses runde Behältnis ist oftmals mit einem Strahlenkranz umgeben.
Auf der Suche nach den Wurzeln und Erklärungen für die Zeichnung auf den Bohnen stieß ich auf allerlei Legenden. So eine Erzählung, die die Bohne mit einer vergrabenen Monstranz in Verbindung brachte, die ein Pfarrer in Unterfranken im Dreißigjährigen Krieg vergraben haben soll, um sie vor Plünderern zu schützen. Um die Stelle wieder zu finden, habe er sie mit Bohnen markiert. Die Früchte der daraus entstandenen Pflanzen hätten dann die Monstranzform gehabt. Der Pfarrer habe die versteckte Monstranz allerdings nie wieder herausgeholt. Eine andere Variante berichtet, dass diese Bohne ein Hinweis auf das Diebesgut eines Räubers gewesen sei, der eine Monstranz im Boden versteckt habe. Und in einer dritten Variante geht es auch um einen Diebstahl: eine vergrabene geraubte Monstranz galt als verloren, bis im Frühjahr ein Bauer ein Feld umpflügte. Sein Pferd weigerte sich an einer Stelle weiterzugehen und kniete nieder. An eben dieser Stelle sei die Monstranz dann wieder gefunden worden und im selben Jahr wuchsen dort Bohnen mit Monstranzmuster.
Eine eindeutige Herleitung oder lokale Wurzeln in unserem Landkreis sind mir bisher nicht bekannt. Aber vielleicht weiß ja einer meiner Leser*innen mehr. Schreiben sie mir doch! Übrigens sehen manche Menschen in der Zeichnung der Monstranzbohne auch, wenn sie auf den Kopf gestellt wird, einen Engel. Auch ein schönes Zeichen.
In meinem Beet erntete ich übrigens nur den oberirdischen Schatz – Bohnen. Beim tieferen Graben fanden sich nur noch ein paar vergessene Kartoffeln vom letzten Jahr….
FOTO: Ein Teil meiner Ernte. Nacherzählte Legenden las ich unter: https://www.kistengruen.de/wp/2017/07/monstranzbohne/ und https://www.lebendige-handarbeit.de/?page_id=168 und http://www.kathpedia.com/index.php/Monstranz (dort nochmals abweichende Details der Legenden). Für den fachlichen Austausch zum Thema möchte ich mich bei Herrn Ritter vom Landesverein für Heimatpflege herzlich bedanken.