Schlagwort: Tag der Regionen

Cheeeeese

Nein – das ist nicht die neue Regierungsmannschaft, sondern mein ganz persönliches Küchenkabinett! Am Tag der Regionen (3. Oktober) kochten wir parallel zur Mitmach-Kochshow „Aufkoch´d weard“. Bei dieser auf You Tube übertragenen Show zauberten die Köche Christopher Schreiner und Christian Siegling mit verbaler Unterstützung des BR-Moderators Sascha Seelemann und Landrat Stefan Löwl in einer Restaurantküche ein dreigängiges Menü.

Mit Blick auf den Bildschirm stellten meine Assistenten und ich die benötigten Zutaten zusammen, schnibbelten, hackten, schmeckten ab – in unserer Küche ging es rund. Da wir nicht wie die Online-Köche alles vorgeschnitten hatten, kamen wir dabei richtig ins Rotieren. So kam der Vorschlag der Mitköche auf, dass die vorgesehene Kürbissuppe ja ein vollwertiges Essen sei und doch sicherlich auch erst unter der Woche gekocht werden könnte. Das wurde einstimmig angenommen. Angesichts des betörenden Duftes von gebratenem Speck, Pilzen und Zwiebeln fiel dann auch die Entscheidung gegen das Zubereiten der vegetarischen Pflanzl – diese würden ja auch am nächsten Wochenende schmecken.

So blieb uns viel Zeit, um in aller Ruhe das Kartoffel-Petersilienpüree und den lauwarmen Rotkohlsalat vorzubereiten, während die Rinderrouladen vor sich hin köchelten.  Ausserdem konnten wir entspannt den Ausführungen der Teilnehmer lauschen, gemütlich den Tisch im Freien decken, die passenden Getränke (Holunderlimo war der Favorit) wählen und über den Nachtisch am letzten „Sommertag“ diskutieren. Während dann die Profiköche Eier aufschlugen, um einen Teig für den geplanten karamellisierten Kaiserschmarrn zu rühren, wurde im Küchenkabinett bereits über die nächste Menü-Alternative abgestimmt: Kaiserschmarrn gibt’s nächste Woche nach den Quinoa-Pflanzl, wir schauen den Köchen zu wie es geht und gönnen uns an diesem letzten sonnigen Tag nochmals Eis! So wurde dem vierten Kabinettsmitglied die Fahrt zu nächsten Eisdiele aufgetragen, um dort regional hergestelltes italienisches Eis zu organisieren.

Aber auch bei den Zutaten war kreativer Geist und Improvisationstalent gefordert: die Kartoffeln wurden angesichts des reduzierten Menüs als zu wenig empfunden – wir stockten die Zutatenmenge auf. Die Preiselbeeren in der Speisekammer erwiesen sich als zu „historisch“ um noch verwendet zu werden – wir wählten alternativ tiefgefrorene Johannisbeeren aus dem eigenen Garten. Und was machen wir mit dem „Zuviel“ an Rouladenfüllung? Lassen wir einfach in der Soße mitkochen.

So endeten die Verhandlungen im Küchenkabinett in einem harmonischen Miteinander und einem schmackhaften Mittagsmahl. Vielleicht finden die politischen Verhandlungen aktuell ja auch ein solches „Happy end“  und werden ebenfalls durch ein Selfie mit lachenden Gesichtern dokumentiert: „Cheeeeese!“

 

Foto Familie Richter

Wer am Erntedanksonntag und gleichzeitigem „Tag der Regionen“ keine Zeit hatte der Live-Kochshow zu folgen: hier kann man sie jederzeit nochmals aufrufen und mitkochen. Das Menü und die Zutatenliste sind auf der Webseite des Landvolkshochschule auf dem Petersberg zu finden. Und auf der Crowdfunding-Seite für das Projekt ist noch Luft nach oben. 

>>> und hier unsere Dessertalternative – wir nehmen wenn möglich immer eine eigene Schüssel mit, was Verpackung spart.

Es geht ans Eingemachte!

Vor einigen Jahren habe ich mich an dieser Stelle noch beklagt, dass die Amseln meine ganzen Johannisbeeren vertilgt und bei mir einen „Mittsommerblues“ verursacht hätten. Heuer kam ich ihnen zuvor und brachte eine reiche Ernte ein! Also ging es dieses Jahr ans Eingemachte, das Wesentliche  – wie es die gängige Redewendung so schön auf den Punkt bringt: was fange ich mit den geernteten Früchten an?

Dabei fiel mir wieder eine Methode ein, die vor einigen Jahrzehnten in Mode war: erinnern sie sich auch noch an die bauchigen Gefäße mit Früchtedekor oder der Aufschrift „Rumtopf“? In den 80er Jahren fand ich beim Einzug in meine WG in München einen braunen Topf aus Steingut im Besitz meiner Mitbewohnerin vor. In diesen Topf mit Deckel wurden je nach Saison die geernteten Früchte mit zusätzlichem Zucker geschichtet und dann mit Rum übergossen. Das Ganze ließ man für mindestens vier Wochen ziehen und schöpfte daraus nach Bedarf beschwipste Früchte zum Dessert wie Pudding oder Eis.

Ich dachte, dass diese Art der Haltbarmachung von Früchten inzwischen vergessen sei, bis ich im Internet auf Tipps, wie: „Machen Sie frische Früchte nach alter Art haltbar – Konservieren Sie Erdbeeren, Pfirsiche, Kirschen & Co. in einem Rumtopf und genießen Sie in der kalten Jahreszeit ein köstliches Dessert!“ stieß. Es gibt ihn also noch: den guten alten Rumtopf! Und ich hätte ihm einen würdigen Platz im Museum eingeräumt…

Selber habe ich das Experiment nie wiederholt und koche stattdessen lieber Marmeladen und Gelees ein. Aber ich werde diesen Beitrag zum Anlass nehmen, um meine ehemalige Mitbewohnerin anzurufen und zu fragen, ob sie einen Rumtopf angesetzt hat. Wenn ja, lade ich mich gerne ein und bringe ein passendes Dessert dazu mit…

 

Foto: Ein Teil der verarbeiteten Johannisbeerernte

Wenn sie jetzt Lust aufs Einmachen, Kochen oder Backen bekommen haben: die MuseenDachauerLand arbeiten gerade an einer Serie über Kochkultur im Dachauer Land, die ab Mitte des Monats in der Presse veröffentlicht wird. Und am Tag der Regionen am 3. Oktober können alle, die gerne essen und kochen ein saisonales und regionales Menü kochen, begleitet und angeleitet von jungen Köchen aus dem Dachauer Land bei einer Live-Kochshow auf Youtube. Oder sie können in einem Wirtshaus im Landkreis das Menü fertig gekocht bestellen und genießen. Näheres dazu unter https://www.der-petersberg.de/tag-der-regionen/.

 

Die Butterhex

„I glaab, da is heund gwies wieda d´Häx drin“ soll eine Bäuerin in Senkenschlag ausgerufen haben, als ihr beim Arbeiten mit dem Rührfass die Butter gar nicht gelingen wollte. Ihr Nachbar wusste Rat, holte seine Flinte und schoß eine Ladung Schrot ins Butterfass. Als er den Pulverdampf habe aufsteigen sehen, soll er gesagt haben, dass man daran sehe, dass die Hexe jetzt zum Kamin hinausfahren würde.

Eine weitere Begebenheit mit einer Butterhexe ist aus Wollomoos überliefert: als auch dort einer Frau die Milch beim Buttern zu gerinnen drohte, griff sie zu einer List und steckte Dornenzweige ins Butterfass, um die darin versteckte Hexe zu vertreiben. Daraufhin gelang das Buttern und die angebliche „Hexe“ wurde anhand von Verbänden im Gesicht und Armen schnell im Dorf identifiziert. Es war eine eher stille und bescheidene Frau, wie Alois Angerpointner berichtet, die kurz zuvor zehn Pfund Butter erfolgreich auf dem Markt in Aichach verkauft hatte. Dies hatten die Dorfbewohnerinnen mit Erstaunen und auch Neid wahrgenommen.

Gebuttert wird heute nur noch selten auf dem Land. Molkereien haben das übernommen und stellen Butter in großen Mengen her, die wir dann im Supermarkt erwerben können. Auch viele weitere Lebensmittel nehmen wir beinahe selbstverständlich aus den Regalen und Kühltheken mit nach Hause, ohne uns über deren Herstellung groß Gedanken zu machen. Schlechtes Wetter, Naturkatastrophen, Schädlingsplagen – all dies war unseren Vorfahren noch näher als uns. Erklärungen dafür und Hilfe boten ihnen damals der Glaube und der Aberglaube. Bittgänge über die Fluren sollten ein gedeihliches Wachstum der Feldfrüchte befördern, der Wettersegen als Bestandteil der sonntäglichen Gottesdienstliturgie Schutz vor Unwetter und Mißernte bieten. Bei Gewittern zündete man eine schwarze Wetterkerze an und betete den Rosenkranz. In Bergkirchen wurde für gewöhnlich der Heilige Donatus, zuständig für Blitz und Donner, angerufen. Als dort aber Pfarrer Johann Christoph von Froschheim 1738 -1779 im Amt war, übernahm dieser die Abwehr von Unwettern: „Da stand er nun beim Herannahen eines Unwetters im Friedhof zu Bergkirchen, sah gegen Westen hin über das weite Dachauer Moos in Richtung des Ammersees, woher die ‚graabn Wolken aufzogn san‘. Er holte sein altes vergilbtes Rituale heraus, breitete soweit die Arme, geriet in Ekstase. Man mußte ihm links und rechts unter die Arme greifen, ‚weil er wie geistig abwesend war und geisterbeschwörend seine Segnungen abhielt‘ “. Seine Bemühungen müssen wohl von Erfolg gekrönt gewesen sein, weil er großen, auch überregionalen Zulauf erhielt, wie der ehemalige Kreisheimatpfleger Alois Angerpointner in einer Erzählung vermerkt.

Nach all den Bemühungen um eine ertragreiche Ernte wurde auch damals im Herbst im Rahmen der sonntäglichen Messe gedankt. Bis heute feiern wir an vielen Orten Ende September bis Anfang Oktober „Erntedank“. Für Missernten wird heute allerdings zum Glück keine Hexe mehr verantwortlich gemacht – jedenfalls ist mir darüber nichts bekannt.

 

Die Legenden über die „Butterhex“ und Pfarrer Froschmayr kann man nachlesen bei Alois Angerpointner: Altbayerische Sagen. Geschichten und Legenden aus dem Dachauer Land. 3 Bände. Dachau (Bayerland), ab 1977 in mehreren Auflagen erschienen. In der Geschichte des Bergkirchner Pfarrers (Bd.3) zitiert Angerpointner Josef Burghart: Chronik von Bergkirchen. Unveröffentlichtes Manuskript v. 24.06.1948.

Um Lebensmittel geht es auch bei  „Lebens-Mittel-Punkt“ am Tag der Regionen am Petersberg am 03.10.2018.

Zum Foto: Im Freilandmuseum Fladungen kann man als Besucher einen Eimer schleppen und damit einen Eindruck vom  beschwerlichen Alltag in früherer Zeit erhalten.