Schlagwort: Christi Himmelfahrt

Lourdes ganz nah…

…kann man sich an einem Ort fühlen, der zwischen Langenpettenbach und Wagenried liegt. In einer Senke in einem Wäldchen steht eine kleine Bründlkapelle mit einer Lourdesmadonna. Es ist ein lauschiger und stiller Ort, der leicht zu übersehen ist.

Was für ein Unterschied zum „großen Lourdes“, wohin an die sechs Millionen Wallfahrer pro Jahr reisen! Viele Kranke kommen an den Ort am Rand der Pyrenäen, wo 1858 der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous mehrfach die Muttergottes erschienen war. Sie suchen vor allem Heilung durch das Wasser aus einer Quelle, die die Hl. Bernadette entdeckt haben soll.

Einige Pilger, die dort waren, brachten Skulpturen und geweihtes Wasser mit und trugen damit zur weiteren Bekanntheit des Wallfahrtsortes bei. Manche bauten sich auch ihr eigenes Lourdes, um an die damit verbundenen Wunder und Heilungen anzuknüpfen. So auch in der Nähe von Wagenried, wo Familie Krimmer Ende des 19. Jahrhunderts eine vorhandene Kapelle zur Lourdesgrotte umgestaltete. Hier steht inmitten einer Art von Tropfsteinhöhle eine Nachbildung der Marienfigur, deren Urbild der französische Bildhauer Josef-Hugues Fabisch 1864 nach den Angaben Bernadettes schuf.

Kurz nach dem Krieg kamen viele Bewohner des nahe gelegenen Flüchtlingslagers in Wagenried wegen des Quellwassers zur kleinen Kapelle. Heute weist ein Schild darauf hin, dass die Quelle „kein Trinkwasser“ spendet.

Einmal im Jahr treffen sich die noch lebenden ehemaligen Lagerbewohner mit den heutigen Wagenriedern. An „Christi Himmelfahrt“ ist die Wiese oberhalb der Kapelle Ziel einer Wallfahrt, bei der eine Andacht gefeiert wird. Anschließend geht es in den Ort, um ein Dorffest zu feiern. Dazu kommen manchmal an die 200 Teilnehmer – im Vergleich zu Lourdes aber immer noch eine überschaubare Menge. Und übers Jahr ist die Kapelle ein stiller Ort, wo man sich Lourdes nahe fühlen kann…

 

Fotos: Birgitta Unger-Richter

Einen Einblick bietet der Kurzfilm auf dem YouTube-Kanal Kirche digital erleben im Landkreis Dachau.

Übrigens gibt es noch weitere Lourdesgrotten im Landkreis Dachau, wie in Kreuzholzhausen (Lourdeskapelle) , Großberghofen (Hutterkapelle), Hadersried (Wegkapelle), Purtlhof (Hofkapelle), Schauerschorn (Marienkapelle), Unterumbach (Hofkapelle).

Mehr zum ehemaligen Lager in Wagenried: Eleonore Philipp: Das Lager Wagenried. In: Norbert Göttler (HG): Nach der Stunde Null. Stadt und Landkreis Dachau 1945 bis 1949, München, S.153-163.  

Ein informatives Hörbild zur Kapelle gibt es bei den Hörpfaden der vhs Indersdorf.

Auch einen Vorschlag für eine Wanderung zur Brunnenkapelle macht die vhs Indersdorf.

 

 

Per Express am Vatertag

Christi Himmelfahrt – nein Vatertag! Der christliche Feiertag, ein Hochfest in der katholischen Kirche, ist heutzutage vor allem als Festtag der Väter bekannt und wird entsprechend gefeiert. Warum diese beiden Ereignisse zusammenfallen, ist nicht geklärt. Vielleicht, weil der Termin zeitnah zum Muttertag am zweiten Sonntag im Mai liegt?

1910 organisierte die Amerikanerin Sonora Louisa Dodd den ersten Vatertag als Anerkennung für die Leistung ihres Vaters William Smart, der im Sezessionskrieg (1861-1865) gekämpft hatte. Nach dem Tod seiner Frau hatte er sich allein um die sechs gemeinsamen Kinder gekümmert. Seine Tochter rief dazu auf, diesen Tag mit Gottesdiensten, Geschenken und gut zubereiteten Speisen zu begehen, wie die Brauchexperten von Brauchwiki berichten. Fortan wurde er in den Vereinigten Staaten im Juni gefeiert. In Deutschland wurde der Vatertag ab 1931 durch einen Herrenausstatter eingeführt: er warb mit dem Slogan und der Aufforderung „Schenkt Krawatten!“ zum Vatertag.

Übrigens feiern an diesem Tag nicht nur Väter. Männer jeglichen Alters nutzen den meist warmen und sonnigen Maitag für einen Ausflug mit dem Rad oder zu Fuß, meist gut versorgt mit Getränken, die auch manchmal im Anhänger oder Bollerwagen mitgeführt werden.

Im Landkreis Dachau fährt an diesem Tag der „Glonntal-Express“, und das seit nunmehr über 55 Jahren! Der von einer verdeckten Gärtnerfräse bewegte Wagen besteht aus einem „Tankwagen“ und einem „Schlaffwagen“ und war ursprünglich für den Dachauer Kinder-Volksfestzug 1968 gebaut worden. Mit diesem Züglein fahren die Mitglieder des Vereins „Freunde des Vatertags“ an ihrem Festtag durch den Landkreis Dachau und lassen es sich gut gehen. Und wenn der Minizug eine große Steigung zu bewältigen hat, dann steigen die Väter auch mal aus, um die Fräse zu entlasten. Es geht gemächlich und entschleunigt durchs Land. Der „Express“ ist kein Schnellzug, sondern vielmehr ein liebevoll blumen- und fähnchengeschmückter Bummelzug.

 

FOTOS: Vielleicht fährt der „Express“ ja auch bei ihnen vorbei – mein Mann konnte ihn im letzten Jahr in Kleinberghofen sehen und fotografieren.

Die Himmelfahrt der Heiligen von Schönbrunn

„Ja ist denn jetzt schon Himmelfahrt?“ – entfuhr es mir letzte Woche als ich in der Schönbrunner Hofmarkkirche war. Dort wurden die Skulpturen des Hl. Leonhard und Hl. Sebastian in eine Art Aufzug gestellt, fest verankert und mit einer Motorseilwinde in die zweite Etage einer hölzernen Kiste gezogen. Ein bisschen erinnerte mich dies an die Schilderung der Himmelfahrt Christi in der Bibel: „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“.

Die Heiligen sind ein Teil der Ausstattung der Kirche, die nach mehr als zehn Jahren Einlagerung aus einer Restaurierungswerkstätte am Chiemsee an ihren Heimatort zurückgebracht wurden. Dort warten sie jetzt zusammen mit anderen Skulpturen, Rahmen und Gemälden in einer riesigen verschlossenen Kiste auf die Wiederherstellung des Kirchenraumes, in dem sie eines fernen Tages wieder ihren angestammten Platz finden sollen.

So richtig zum Scherzen war mir bei diesem Besuch aber eigentlich nicht. Eher war es eine Art von Galgenhumor, mit der ich meine Enttäuschung darüber kaschierte, dass hochwertige barocke Kunst in eine staubige Baustelle verbracht wurde. Die in das Gerüst eingefügte Holzkonstruktion, Laderampen, Werkzeug, das alte Zifferblatt der Turmuhr, Fotos der lebensgroßen Passionsfiguren – alles zusammen ein trostloses Bild der Verwahrlosung. Kein schöner Empfang für eine erstklassige Kunst, an der der Zahn der Zeit genagt hat und die in ihrer Versehrtheit traurig macht.

Das außen wiederhergestellte Gebäude lässt die Qualität der ehemaligen Kirche des Hofmarkherren Franz Xaver von Unertl, 1723/24 erbaut, erahnen – im Innern fühlt man sich hingegen eher auf einem Abstellplatz, in einer Art von Rumpelkammer, einem Dachspeicher voll vergessener Schätze.

2014 war ich noch optimistisch und mit Enthusiasmus bei der Gründung des Fördervereins für den Erhalt dieser Kirche dabei: wir wollten mit unserem Vorsitzenden Gerhard Schmidbauer die Restaurierung der Kirche voranbringen, organisierten dazu Konzerte, knüpften Kontakte, bauten eine Webpräsenz auf, warben für Mitglieder und Unterstützer. Dann kam im Januar 2020 die klare Ansage des Ordinariates, dass die Kirche laut interner Priorisierung nicht genügend Punkte habe, um finanziell unterstützt zu werden. Das Ziel der äußeren Sicherung unter dem Stichwort „die Kirche ist unter Dach und Fach“ – lapidar gesagt es regnet nicht mehr hinein und die Kirche ist nicht einsturzgefährdet – sei erreicht. Die Gelder für die weitere Sanierung – geschätzte 5 Millionen € – müsse die Kirchenstiftung selbst aufbringen.

Mit der Rückkehr der nicht restaurierten Ausstattung in die Kirche ist nun ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte dieser Kirche erreicht. Am 17. Mai trifft sich der Förderverein zur weiteren Beratung. Ans Aufgeben denken wir trotz allem nicht! Wir freuen uns über Unterstützung und auch neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Und zu guter letzt: das Fest der Himmelfahrt ist ja nicht nur das „Verschwinden in den Wolken“,  sondern vermittelt die hoffnungsvolle Botschaft der Wiederkehr.

 

Das Foto entstand am 26. April in Schönbrunn. Einige weitere Eindrücke habe ich hier gesammelt:

Wenn sie den Förderverein unterstützen möchten, schauen sie doch einmal auf die Webseite mit Informationen und Kontaktdaten.