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Basst!

Sicherlich sind sie ihnen auch schon aufgefallen, die leuchtenden elektronischen Tafeln, die vermehrt an Ortseingängen und vor 30er-Zonen stehen. Sie zeigen die gefahrene Geschwindigkeit an, häufig mit einem lachenden Smiley in grün oder einem mit heruntergezogenen Mundwinkeln in rot. Damit verdeutlichen sie, dass man mit dem „richtigen“ Tempo unterwegs ist oder etwas verlangsamen sollte. Manchmal animieren sie auch schon weit vor dem Ort zum Herunterbremsen, um einen dann mit dem Symbol des hochgestreckten Daumens bei der zweiten Tafel  zu belohnen.

Inzwischen interessieren mich bei diesen Tafeln vor allem die Texte, die an einigen Orten zu finden sind:  „Danke“,  „Gute Fahrt“ gehören dazu oder „Guten Morgen“. Und bei all diesen ist mein persönlicher Favorit die Anzeigetafel am Ortseingang von Dachau, nach der Einmündung zum Krankenhaus. Dort erhielt ich bisher die kreativsten Botschaften. Zur Volksfestzeit rief sie zur Teilnahme auf mit „Auf geht’s“, während der Pandemie wünschte sie „Bleiben sie gesund“.  Neulich träumte ich in Gedanken versunken,  dass künftige Anzeigen persönliche Botschaften senden würden wie „Guten Morgen liebe Birgitta, gut geschlafen? Ich wünsche dir einen schönen Tag!“  Eine ähnliche Idee  hatte übrigens der Regisseur Mick Jackson in seinem Hollywoodfilm „L.A. Story“ von 1991. Ohne zuviel vorneweg zu verraten – dort spielte eine Anzeigetafel eine wichtige Rolle, weil sie einem Meteorologen, gespielt von Steve Martin,  zum Happy End in einer Liebesbeziehung verhalf.

Aber bis unsere Tafeln solche Botschaften senden, freue ich mich über weitere kreative Kurzbotschaften, so wie neulich in Oberroth: „Basst!“

 

Foto: Anzeigetafel in Dachau, Ortseingang von Günding kommend.

Übrigens ist im Februar Valentinstag – wäre das eine Idee für die Texter der Anzeigetafeln?

Schwein gehabt

Mit dem 21. Dezember, dem sogenannten „Thomastag“ wurden und werden nicht nur allerlei Orakelbräuche verbunden. Früher traf man an diesem Tag vor allem die Vorbereitungen für das Festmahl an Weihnachten. So wurde Früchtebrot gebacken und ein Schwein geschlachtet. Der Schlachttag auf dem Land war ein Ereignis, an dem auch die Kinder teilnahmen. „Dem aber, der sich aus Ekel oder Furcht vor dem blutigen Geschäft in der warmen Stube verkroch, dem konnte es passieren, dass ihm auf einmal ein blutiger Haxn durch die Tür entgegengestreckt wurde. Das war dann halt der bluadige Thamerl, der mit seinem blutbesudelten Hammer … einen vorübergehenden Schrecken einjagte“ (Gerald Huber). Die Nacht zum 22. Dezember galt als die erste der sogenannten „Raunächte“, in der auch die Perchten ihr Unwesen trieben.

Am 24. Dezember war dann der Spuk vorbei. Man feierte den christlichen Festtag der Geburt Christi. Nach der adventlichen Fastenzeit ohne Fleischgenuss  gab es ein üppiges Mahl: dann kamen nach der Christmette die frischen Blut- und Leberwürste als „Mettenwürste“ auf den Tisch und am 25. Dezember gab es im ländlichen Raum für Bauern und Gesinde Schweinebraten. Bis 1900 kam an Weihnachten nur Schweinefleisch auf den Tisch – erst dann bürgerte sich das Essen einer Weihnachtsgans ein.

Heutzutage geht der Trend auch zum fleischlosen Festtagsmahl. Das Schwein ist eher aus Schokolade oder Marzipan und soll zu Neujahr Glück bringen. So kann die eine oder andere leibhaftige Sau im Stall aufatmen: Schwein gehabt…

 

Foto: eine der Lichtinstallationen der Lightning Karschalls beim Poetischen Herbst 2021 in Bergkirchen, Hoftheater.

Zu Weihnachten und den dazu gehörenden Bräuchen informiert ausführlich Gerald Huber: 1200 Jahre Weihnachten. Ursprünge eines Festes, München (Volk Verlag) 2019. Das obige Zitat findet sich dort auf S. 170. Weiterhin Münchner Bildungswerk (Hg): Klaubauf, Klöpfeln, Kletzenbrot: Der Münchner Adventskalender, München 20163.

Das Gscheidhaferl

Worüber ich erst neulich wieder einmal gestolpert bin, ist das Wort „Gscheidhaferl“. Wir führten im Familienkreis eine lebhafte Debatte, bei der jeder das letzte Wort haben wollte. Ich war der „Gewinner“, was unsere Tochter mit der Bemerkung quittierte, dass ich manchmal schon ein rechtes „Gscheidhaferl“ sei, was alle mit großem Gelächter kommentierten.

Das gab den Anstoß dazu, über den Begriff einmal nachzuforschen. Laut Bayrischem Wörterbuch ist die Bezeichnung ein Synonym für „Besserwisser, Klugscheißer, Neunmalkluger, Klugschwätzer“ – allesamt Ausdrücke, die Wissen und Klugheit abschätzig bewerten. Auch im Schwäbischen, meiner ersten Dialektsprache, wird ein vermeintlich kluger Mensch eher spöttisch als „Obergscheidle“ bezeichnet. Er ist nicht „gscheid“,  sondern gesteigert „ober-gscheid“, also einer, der alles besser weiß oder zu wissen glaubt.

Oh je! Da hatte ich mir also kein Kompliment eingehandelt – aber ich tröstete mich damit,  dass unsere Tochter mit dem impulsiven Ausruf sicher nur ihre gefühlte Niederlage im Wortgefecht kompensieren wollte.

Woher die Verbindung mit dem „Haferl“, einer Tasse oder einem Gefäß kommt, konnte ich nicht einwandfrei klären. Da „Haferl“ wohl früher auch den „Nachttopf“  bezeichnete, könnte die Nähe zum Klugscheisser auf die negative Bedeutung hindeuten. Aber so sicher bin ich mir da nicht.

Falls sie mehr zum Thema wissen – gerne melden – Gescheidhaferl sind gefragt! Ich mache mir einstweilen ein Haferl Kaffee in Anlehnung an eine bayrische Rösterei. Diese hat nämlich den Begriff für sich gewendet und bietet einen „gscheiden“ Kaffee in einem Haferl an.

 

FOTO: Kaffeepause in einem Museumscafé.

Wer sich für Dialektausdrücke und ihre Herkunft interessiert, sei auch auf das schöne Buch von Dr. Norbert Göttler mit Fotografien von Paul Ernst Rattelmüller hingewiesen: „ausgesprochen bayerisch“ ist eine wahre Fundgrube für  Dialektliebhaber. Die digitale Ausstellung dazu ist ebenfalls sehenswert.

 

 

Cheeeeese

Nein – das ist nicht die neue Regierungsmannschaft, sondern mein ganz persönliches Küchenkabinett! Am Tag der Regionen (3. Oktober) kochten wir parallel zur Mitmach-Kochshow „Aufkoch´d weard“. Bei dieser auf You Tube übertragenen Show zauberten die Köche Christopher Schreiner und Christian Siegling mit verbaler Unterstützung des BR-Moderators Sascha Seelemann und Landrat Stefan Löwl in einer Restaurantküche ein dreigängiges Menü.

Mit Blick auf den Bildschirm stellten meine Assistenten und ich die benötigten Zutaten zusammen, schnibbelten, hackten, schmeckten ab – in unserer Küche ging es rund. Da wir nicht wie die Online-Köche alles vorgeschnitten hatten, kamen wir dabei richtig ins Rotieren. So kam der Vorschlag der Mitköche auf, dass die vorgesehene Kürbissuppe ja ein vollwertiges Essen sei und doch sicherlich auch erst unter der Woche gekocht werden könnte. Das wurde einstimmig angenommen. Angesichts des betörenden Duftes von gebratenem Speck, Pilzen und Zwiebeln fiel dann auch die Entscheidung gegen das Zubereiten der vegetarischen Pflanzl – diese würden ja auch am nächsten Wochenende schmecken.

So blieb uns viel Zeit, um in aller Ruhe das Kartoffel-Petersilienpüree und den lauwarmen Rotkohlsalat vorzubereiten, während die Rinderrouladen vor sich hin köchelten.  Ausserdem konnten wir entspannt den Ausführungen der Teilnehmer lauschen, gemütlich den Tisch im Freien decken, die passenden Getränke (Holunderlimo war der Favorit) wählen und über den Nachtisch am letzten „Sommertag“ diskutieren. Während dann die Profiköche Eier aufschlugen, um einen Teig für den geplanten karamellisierten Kaiserschmarrn zu rühren, wurde im Küchenkabinett bereits über die nächste Menü-Alternative abgestimmt: Kaiserschmarrn gibt’s nächste Woche nach den Quinoa-Pflanzl, wir schauen den Köchen zu wie es geht und gönnen uns an diesem letzten sonnigen Tag nochmals Eis! So wurde dem vierten Kabinettsmitglied die Fahrt zu nächsten Eisdiele aufgetragen, um dort regional hergestelltes italienisches Eis zu organisieren.

Aber auch bei den Zutaten war kreativer Geist und Improvisationstalent gefordert: die Kartoffeln wurden angesichts des reduzierten Menüs als zu wenig empfunden – wir stockten die Zutatenmenge auf. Die Preiselbeeren in der Speisekammer erwiesen sich als zu „historisch“ um noch verwendet zu werden – wir wählten alternativ tiefgefrorene Johannisbeeren aus dem eigenen Garten. Und was machen wir mit dem „Zuviel“ an Rouladenfüllung? Lassen wir einfach in der Soße mitkochen.

So endeten die Verhandlungen im Küchenkabinett in einem harmonischen Miteinander und einem schmackhaften Mittagsmahl. Vielleicht finden die politischen Verhandlungen aktuell ja auch ein solches „Happy end“  und werden ebenfalls durch ein Selfie mit lachenden Gesichtern dokumentiert: „Cheeeeese!“

 

Foto Familie Richter

Wer am Erntedanksonntag und gleichzeitigem „Tag der Regionen“ keine Zeit hatte der Live-Kochshow zu folgen: hier kann man sie jederzeit nochmals aufrufen und mitkochen. Das Menü und die Zutatenliste sind auf der Webseite des Landvolkshochschule auf dem Petersberg zu finden. Und auf der Crowdfunding-Seite für das Projekt ist noch Luft nach oben. 

>>> und hier unsere Dessertalternative – wir nehmen wenn möglich immer eine eigene Schüssel mit, was Verpackung spart.

Es geht ans Eingemachte!

Vor einigen Jahren habe ich mich an dieser Stelle noch beklagt, dass die Amseln meine ganzen Johannisbeeren vertilgt und bei mir einen „Mittsommerblues“ verursacht hätten. Heuer kam ich ihnen zuvor und brachte eine reiche Ernte ein! Also ging es dieses Jahr ans Eingemachte, das Wesentliche  – wie es die gängige Redewendung so schön auf den Punkt bringt: was fange ich mit den geernteten Früchten an?

Dabei fiel mir wieder eine Methode ein, die vor einigen Jahrzehnten in Mode war: erinnern sie sich auch noch an die bauchigen Gefäße mit Früchtedekor oder der Aufschrift „Rumtopf“? In den 80er Jahren fand ich beim Einzug in meine WG in München einen braunen Topf aus Steingut im Besitz meiner Mitbewohnerin vor. In diesen Topf mit Deckel wurden je nach Saison die geernteten Früchte mit zusätzlichem Zucker geschichtet und dann mit Rum übergossen. Das Ganze ließ man für mindestens vier Wochen ziehen und schöpfte daraus nach Bedarf beschwipste Früchte zum Dessert wie Pudding oder Eis.

Ich dachte, dass diese Art der Haltbarmachung von Früchten inzwischen vergessen sei, bis ich im Internet auf Tipps, wie: „Machen Sie frische Früchte nach alter Art haltbar – Konservieren Sie Erdbeeren, Pfirsiche, Kirschen & Co. in einem Rumtopf und genießen Sie in der kalten Jahreszeit ein köstliches Dessert!“ stieß. Es gibt ihn also noch: den guten alten Rumtopf! Und ich hätte ihm einen würdigen Platz im Museum eingeräumt…

Selber habe ich das Experiment nie wiederholt und koche stattdessen lieber Marmeladen und Gelees ein. Aber ich werde diesen Beitrag zum Anlass nehmen, um meine ehemalige Mitbewohnerin anzurufen und zu fragen, ob sie einen Rumtopf angesetzt hat. Wenn ja, lade ich mich gerne ein und bringe ein passendes Dessert dazu mit…

 

Foto: Ein Teil der verarbeiteten Johannisbeerernte

Wenn sie jetzt Lust aufs Einmachen, Kochen oder Backen bekommen haben: die MuseenDachauerLand arbeiten gerade an einer Serie über Kochkultur im Dachauer Land, die ab Mitte des Monats in der Presse veröffentlicht wird. Und am Tag der Regionen am 3. Oktober können alle, die gerne essen und kochen ein saisonales und regionales Menü kochen, begleitet und angeleitet von jungen Köchen aus dem Dachauer Land bei einer Live-Kochshow auf Youtube. Oder sie können in einem Wirtshaus im Landkreis das Menü fertig gekocht bestellen und genießen. Näheres dazu unter https://www.der-petersberg.de/tag-der-regionen/.

 

Siebenschläfer

Ein banger Blick aus dem Fenster am Morgen – und dann die große Erleichterung: am Siebenschläfer-Tag ist es zwar (noch) nicht sonnig, aber zumindest nur etwas bedeckt und nicht  regnerisch. Denn laut Bauernregeln ist das Wetter an diesem „Lostag“ ein Indikator für die nächsten Wochen: „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“.

Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich mich vielleicht damit getröstet, dass der eigentliche Gedenktag – nicht an das gleichnamige Nagetier, sondern sieben frühchristliche Märtyrer – am 7. Juli wäre. Die Gregorianische Kalenderreform von 1582 hat nämlich eine Verschiebung auf den Juni bewirkt. Und woher kommt der Name des Tages? Es handelt sich um eine Legende, die von  sieben Männern handelt, die man als Christen im 3. Jahrhundert n. Chr. in Ephesus verfolgte. Glücklicherweise fanden diese Zuflucht in einer Höhle und wurden nach einem 195 Jahre lang andauernden Schlaf wieder lebendig gefunden.

Das Wetter wird in der nächsten Zeit also laut Siebenschläfer-Prognose schön werden und damit kann auch die Musikreihe „Zamghockt und aufgspuit“ im Freien stattfinden. Zum Abschluss des LEADER-Projektes „Volksmusik im Wittelsbacher und Dachauer Land“ gibt es Biergartenkonzerte mit vielen bekannten und auch neuen Volksmusikgruppen aus den Landkreisen Dachau und Aichach. Der junge Verein „Zamgricht“ hat sich der Organisation angenommen und ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Vereinsmitglieder sind zum Teil selber Musiker und im Dachauer und Wittelsbacher Land gut vernetzt. Also: Dirndl und Lederhose aus dem Schrank holen, sicherheitshalber nochmals den aktuellen Stand der täglichen Planung auf der Webseite von Zamgricht abrufen, dann im Einzelfall reservieren oder einfach hingegen oder hinradeln… und dann wünsche ich viel Vergnügen beim Zuhören und Mitsingen, wenn im Freien „zamghockt“ wird und „aufgspuit“.

 

FOTO: Einstimmung auf den Biergarten

Dank an Josef, Stefanie, Julia und David für die gute Zusammenarbeit beim Weiterführen des Volksmusikprojektes und Zamgricht für die Organisation der Biergartenreihe! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Wunderwald

Die erste Frühlingssonne nach der langen Regenzeit: nichts wie raus in die Natur und nach Altomünster! Auf den Spuren des Ortsgründers, des Hl. Alto machten wir uns zum Altowald und seiner Quelle auf. Hier in diesem Wald fanden der Legende nach einige Wunder statt. So habe der irische Heilige Bäume mit einem Messer gekennzeichnet, die dann ganz von alleine umgefallen seien und für den anstehenden Klosterbau benutzt werden konnten. Auch dem Wassermangel im Kloster konnte Alto abhelfen, indem er mit seinem Stab eine Quelle entspringen ließ.

Wir folgten der Beschilderung zur „Altoquelle“ bis wir einen neuen Wegweiser sahen: Kunstweg. Nach der kunstarmen Pandemie-Zeit zog uns dieses Schild magisch an. Freundlich begrüßte ein weiteres Schild „Herzlich Willkommen“ und stimmte auf einen Waldweg ein, den Holztafeln mit selbst bemalten Motiven, Schriften und Mitmachaktionen säumten. So viele phantasievolle und abwechslungsreiche Tafeln! Impulse zum Nachdenken, kunstvolle Landschaften, lustige Tiermotive und auch kritische Werke, die zur Auseinandersetzung mit unserem Umgang mit der Natur aufriefen. Auch der gemalte QR-Code funktionierte! Dazu noch viele Ideen zum Gestalten, wie die aus einem alten Christbaum Spinnenmonster zu basteln oder aus Ästen brennende Kerzen zu schnitzen. Kleine, an die Tafeln gehängte Kunstwerke durften sogar mitgenommen werden. Gleich zu Beginn stand übrigens eines meiner Highlights: der kleine Ponyhof mit Steckenpferden zum Reiten für Kinder…

Zur Altoquelle kamen wir bei diesem Spaziergang nicht mehr – auf dem Kunstweg verging die Zeit wie im Flug. Für mich war er eine schöne Überraschung, ein kleines Wunder, das gut zu diesem sagenumwobenen Wald passt.

 

FOTO: Kunstweg Ende Mai, Der Ponyhof

Danke an dieser Stelle den Initiatorinnen Martina Schwarzmann und Susanne Köhler und allen Mitstreiter:innen – sicherlich haben sie nicht nur meiner Wandergruppe, sondern auch vielen anderen damit viel Freude und Abwechslung in den letzten Monaten beschert. Man merkt zwar vielen Tafeln die Entstehungszeit im Winter mit vorweihnachtlichen Motiven an – aber das tut der Freude keinen Abbruch.

Zur Altoquelle werden wir übrigens ein anderes Mal pilgern – als Einstimmung könnten dann die Fresken in der Klosterkirche dienen, die das Leben des Hl. Alto anschaulich schildern.

Die Himmelfahrt der Heiligen von Schönbrunn

„Ja ist denn jetzt schon Himmelfahrt?“ – entfuhr es mir letzte Woche als ich in der Schönbrunner Hofmarkkirche war. Dort wurden die Skulpturen des Hl. Leonhard und Hl. Sebastian in eine Art Aufzug gestellt, fest verankert und mit einer Motorseilwinde in die zweite Etage einer hölzernen Kiste gezogen. Ein bisschen erinnerte mich dies an die Schilderung der Himmelfahrt Christi in der Bibel: „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“.

Die Heiligen sind ein Teil der Ausstattung der Kirche, die nach mehr als zehn Jahren Einlagerung aus einer Restaurierungswerkstätte am Chiemsee an ihren Heimatort zurückgebracht wurden. Dort warten sie jetzt zusammen mit anderen Skulpturen, Rahmen und Gemälden in einer riesigen verschlossenen Kiste auf die Wiederherstellung des Kirchenraumes, in dem sie eines fernen Tages wieder ihren angestammten Platz finden sollen.

So richtig zum Scherzen war mir bei diesem Besuch aber eigentlich nicht. Eher war es eine Art von Galgenhumor, mit der ich meine Enttäuschung darüber kaschierte, dass hochwertige barocke Kunst in eine staubige Baustelle verbracht wurde. Die in das Gerüst eingefügte Holzkonstruktion, Laderampen, Werkzeug, das alte Zifferblatt der Turmuhr, Fotos der lebensgroßen Passionsfiguren – alles zusammen ein trostloses Bild der Verwahrlosung. Kein schöner Empfang für eine erstklassige Kunst, an der der Zahn der Zeit genagt hat und die in ihrer Versehrtheit traurig macht.

Das außen wiederhergestellte Gebäude lässt die Qualität der ehemaligen Kirche des Hofmarkherren Franz Xaver von Unertl, 1723/24 erbaut, erahnen – im Innern fühlt man sich hingegen eher auf einem Abstellplatz, in einer Art von Rumpelkammer, einem Dachspeicher voll vergessener Schätze.

2014 war ich noch optimistisch und mit Enthusiasmus bei der Gründung des Fördervereins für den Erhalt dieser Kirche dabei: wir wollten mit unserem Vorsitzenden Gerhard Schmidbauer die Restaurierung der Kirche voranbringen, organisierten dazu Konzerte, knüpften Kontakte, bauten eine Webpräsenz auf, warben für Mitglieder und Unterstützer. Dann kam im Januar 2020 die klare Ansage des Ordinariates, dass die Kirche laut interner Priorisierung nicht genügend Punkte habe, um finanziell unterstützt zu werden. Das Ziel der äußeren Sicherung unter dem Stichwort „die Kirche ist unter Dach und Fach“ – lapidar gesagt es regnet nicht mehr hinein und die Kirche ist nicht einsturzgefährdet – sei erreicht. Die Gelder für die weitere Sanierung – geschätzte 5 Millionen € – müsse die Kirchenstiftung selbst aufbringen.

Mit der Rückkehr der nicht restaurierten Ausstattung in die Kirche ist nun ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte dieser Kirche erreicht. Am 17. Mai trifft sich der Förderverein zur weiteren Beratung. Ans Aufgeben denken wir trotz allem nicht! Wir freuen uns über Unterstützung und auch neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Und zu guter letzt: das Fest der Himmelfahrt ist ja nicht nur das „Verschwinden in den Wolken“,  sondern vermittelt die hoffnungsvolle Botschaft der Wiederkehr.

 

Das Foto entstand am 26. April in Schönbrunn. Einige weitere Eindrücke habe ich hier gesammelt:

Wenn sie den Förderverein unterstützen möchten, schauen sie doch einmal auf die Webseite mit Informationen und Kontaktdaten.  

 

Der Storch ist da!!!

Die Störche sind aus dem Winterquartier zurück! An mehreren Orten im Landkreis sind sie angekommen – und sie sind nicht alleine – sie haben sogar noch Nachwuchs mitgebracht! Aufmerksame Spaziergänger entdecken die Hinweise dort, wo frisch gebackenen Eltern zu ihren Buben oder Mädchen auf eine ganz eigene Weise gratuliert wird: handbemalte Schilder, blank polierte Konservendosen oder bunt zusammengewürfelte Putzlappen weisen den Weg zu einer Lumpen–  oder Bixnmacherei.

Bei Brauch- und Sprachforschern löst das natürlich ein Stirnrunzeln aus: als „Lump“ wurde ursprünglich ein Mensch in zerlumpter Kleidung bezeichnet. Später wurde der Begriff auf einen betrügerischen, charakterlosen oder gesinnungslosen Zeitgenossen übertragen, wie das Bairische Wörterbuch erklärt. Und „Bixn“? Sachlich ist damit erst einmal eine Büchse gemeint. Der Sprachforscher Ludwig Zehetner hat ihren Ursprung jedoch von einem Behältnis des Buchsbaumes hergeleitet ( von mittellateinisch buxis oder griechisch pyxis), das sinnbildlich für die Vulva sei. Also auch ein abwertender Begriff.

Obwohl die Bezeichnung der Eltern als Bixn- oder Lumpenmacher nicht sehr schmeichelhaft ist, scheinen die Gratulanten es aber gut zu meinen: die Wegweiser sind immer sehr aufwendig und liebevoll gestaltet. Manchmal werden die Wegmarken mit ausgesägten bunten Störchen oder auch mit Herzchen verziert. Ein harmloser Spaß oder sehen sie das auch eher skeptisch? Nehmen sie doch dazu auch an der Umfrage des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege teil, der Meinungen dazu sammelt.

Die leibhaftigen Störche, die seit letztem Jahr wieder nach Eisenhofen kommen,  kümmert das sicherlich nicht. Ein Schild mit Lumpen- oder Bixnmacherei habe ich bei deren Nest auf dem Kirchturm noch nie erspäht…

 

   

FOTOS: wurden in Arnbach, Brand und Eisenhofen von mir aufgenommen.

Wie lange es den Brauch schon gibt,  Eltern auf diese Art und Weise zu ihren Neugeborenen zu gratulieren konnte ich bisher nicht herausfinden. Es scheint jedoch ein Zusammenhang mit dem Brauch des Aufstellens eines Hochzeitsbaumes zu bestehen, der wiederum eine Nachfolge in Jubiläumsbäumen zu runden Geburtstagen gefunden hat. Diesem Brauch werde ich einen späteren Blog widmen.

 

Zeichen der Liebe

Valentinstag und ein Herz im Schnee: da kam beim Spaziergang rund ums Dorf Freude auf! Hier hatte  jemand ein überdimensionales Zeichen der Liebe für seine Liebste oder seinen Liebsten gesetzt.

Als Zeichen der Liebe dienten früher auch Hühnereier, die an Ostern verschenkt wurden. Im Winter legen die Hühner weniger, sodass deren Eier sorgfältig gesammelt und haltbar gemacht wurden. Dazu zählte auch das Kochen und dann das Einfärben der Eier. Von daher waren Eier wertvoll und dienten auch als Zahlungsmittel. Sie waren Bestandteil des Pachtzinses oder wurden als Lohn, Geschenk und Dank an Dienstboten und andere Berufsstände wie Geistliche, Mesner, Lehrer oder Handwerker verteilt. Eier wurden aber auch als besondere Gabe von Paten an ihre Patenkinder verschenkt oder von jungen Menschen an ihre Angebeteten.

Wie aus Röhrmoos überliefert ist, schenkten dort die Mädchen den Burschen an Ostern Eier und drückten damit Sympathie oder auch Antipathie aus. Das wurde in Reimform übermittelt wie „Der Himmel ist blau, die Eier sind rot, ich will dich lieben bis in den Tod“ oder „Unsere Lieb´ hat die Katz gefressen, ich will jetzt auch dich vergessen“. In Pfaffenhofen gingen die Burschen zu den unverheirateten Mädchen und erhielten am Fenster einen sogenannten Gockl, ein Ei oder auch Zigaretten. Die Gunst der Mädchen drückte sich in der Anzahl der geschenkten Eier aus. Heute wird beim Oarbetteln der Bittsteller ins Haus gebeten, wo er eine Brotzeit erhält. In manchen Orten, wie in Kleinberghofen, gab es dazu auch das eine oder andere Stamperl Schnaps zur Stärkung.

Eier als Liebesgabe sollen ihren Ursprung am französischen und russischen Hof haben. Ludwig XIV verschenkte goldene Eier und die „Fabergé-Eier“ gelten bis heute als Inbegriff des kostbaren Schmuckeies. In der Biedermeierzeit standen in der bürgerlichen Gesellschaft Kurbeleier mit Liebesbotschaften hoch im Kurs.

Heutzutage gibt es das ganze Jahr über Eier zu kaufen, auch hart gekochte und gefärbte Exemplare. Als Zeichen der Zuneigung an Ostern haben sie größtenteils ausgedient. Sie sind Bestandteil bunt gefüllter Osternester und werden – mit oder ohne Speisenweihe im Gottesdienst der Osternacht – an Ostern verzehrt. Herzen als Zeichen der Liebe bleiben jedoch immer aktuell, wie das Herz im Schnee beweist.

 

 

Das FOTO hat mein Mann am letzten Wochenende in Kleinberghofen aufgenommen. Die Informationen zu Eiern als Liebesgaben entnahm ich den Chroniken der Gemeinden in Röhrmoos, bearb. v. Helmuth Rumrich und Franz Thaler, Horb am Neckar 1986 und Pfaffenhofen, Geschichte und Geschichten lebendig erleben, Pfaffenhofen 2014. Zu Osterbräuchen im Dachauer Land gibt der Katalog zur Ausstellung im Bezirksmuseum Dachau: Allerlei ums Osterei, Dachau 1996 Auskunft. Bräuchen am Ostersonntag ist auch ein Artikel im Kreisblick 1-2021 gewidmet. Weitere Beiträge zur Fasten- und Osterzeit habe ich in den letzten Jahren veröffentlicht:  Zeit für Brezn, Fast food, Auf die Palme bringen und zu besonderen Eiern.