Schlagwort: Altomünster

Brandaktuell…

„Bratwurst mit Sauerkraut!“ an die sonore Stimme des Erzählers auf der Lieblingsschallplatte meiner jüngeren Schwester erinnere ich mich auch heute noch sehr gut. Sie erzählte vom Räuber Hotzenplotz, der sich unerlaubterweise das Lieblingsessen von Kasperl und Seppl bei der Großmutter einverleibte. Der zuvor im „Spritzenhaus“ inhaftierte Räuber hatte seinen Aufpasser Wachtmeister Dimpflmoser getäuscht und überwältigt, ihm die Uniform geraubt und ihn mit einem Feuerwehrschlauch gefesselt. „Spritzenhäuser“ waren damals, als die Geschichte spielt, nämlich nicht nur Aufbewahrungsorte für die Feuerspritze und Wasserschläuche der Feuerwehr, sondern dienten auch als Gefängnisse.

Einige Jahrhunderte zuvor waren die einzelnen Bürger selbst für das Löschen der Brände zuständig. In Dachau war es sogar eine der Voraussetzungen um überhaupt das Bürgerrecht zu erwerben: man musste einen Feuerkübel mitbringen. Eine Vorstellung davon gibt ein ledernes Exemplar aus dem 18. Jahrhundert im Bezirksmuseum Dachau. Damit ein Brand erst gar nicht entstehen konnte, waren Schutzmaßnahmen durch eine „Feuerordnung“ geregelt. Häuser sollten nur mit Ziegel- oder sogenannten „Schlierdächern“ (Lehm und Stroh) gedeckt werden und der Rat, der Marktschreiber und der Kaminkehrermeister kontrollierten zweimal jährlich die Feuerstätten. Dennoch ereigneten sich verheerende Großbrände, gerade in den ländlichen Gemeinden im Dachauer Land, wo die landwirtschaftlichen Anwesen noch häufig Strohdächer hatten. So in Großberghofen 1823, wo ein in Brand geratener Backofen das schnell um sich greifende Feuer auslöste und nahezu alle Bauernhöfe brannten – eindrücklich in einem Modell im dortigen Heimatmuseum dargestellt. Zwanzig Jahre später wütete in nahen Arnbach (1845) ebenfalls ein Großbrand.

Solche Ereignisse trugen maßgeblich zur Entstehung der ortsansässigen Feuerwehren bei. In Altomünster und Dachau wurden die Vereine im Jahr 1869 offiziell gegründet – wobei wohl in Altomünster bereits im 18. Jahrhundert eine Wehr bestand, wie in der Ortschronik stolz berichtet wird. Anfangs war die Ausrüstung mit Feuerkübeln, Feuerleitern und Feuerhacken noch einfach. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Pumpen, Spritzen und Gerätschaften hinzu. Heutzutage verfügt die Feuerwehr über modernste Geräte, die nicht nur zur Brandbekämpfung eingesetzt werden, sondern auch bei der Rettung und dem Schutz von Menschenleben bis hin zu technischen Einsätzen benutzt werden. Von „Spritzenhaus“ kann deshalb heutzutage nicht mehr die Rede sein.

150 Jahre nach ihrer Gründung haben die Feuerwehren in Dachau und Altomünster ihr Jubiläum gefeiert. Es gab Vorführungen, Vergnügungen und auch etwas zum Essen – vielleicht standen auch Bratwürste auf der Speisekarte…

Was die Pflichten eines angehenden Bürgers in Dachau anbelangt verweise ich auf August Kübler: Dachau in verflossenen Jahrhunderten, Dachau 1928, Neudruck 1981, S. 222. Der Feuerkübel im Bezirksmuseum ist auch im 11. Band der Kulturgeschichte des Dachauer Landes „Bezirksmuseum Dachau“ auf S. 24 abgebildet. Das BLOGFOTO zeigt ein altes Feuerwehrspielauto meiner Kinder.

Mit diesem Beitrag gratuliere ich allen Feuerwehren im Landkreis Dachau, die in diesem Jahr Jubiläum feiern! Weiterhin bedanke ich mich bei meiner Heimat-Feuerwehr, dank deren Hilfe ich heute nach einer längeren Auszeit wieder im Dienst sein kann.

 

 

 

 

Kloster (er) leben

Letzte Woche unternahm ich mit zwei Mitfahrern einen Ausflug zum Kloster Mallersdorf, um für das jährliche Gedenken „Gegen das Vergessen“ zu recherchieren. Dieses Jahr werden die Mallersdorfer Schwestern gewürdigt, die 128 Jahre lang Dienst im Dachauer Krankenhaus leisteten.

Angesichts der Nachwuchsprobleme, die Klöster heutzutage haben, wurde in unserer kleinen Besuchergruppe auf der Hinfahrt angeregt diskutiert. Warum gab es früher mehr Schwestern? Zum einen boten Klöster in den Zeiten sozialer Unsicherheit, Armut und  Perspektivlosigkeit kinderreicher Familien eine Möglichkeit Söhne und Töchter gut versorgt zu wissen. Wer als Frau einen Beruf als Lehrerin oder Krankenschwester ausüben wollte, wählte auch oft das Kloster als Rückhalt für die Berufsausübung. Und natürlich gab es auch die geistlichen Berufungen, denen die Ordensleute folgten.

Auch in meiner Familie gab es eine Schwester, die in einem Allgäuer Krankenhaus wirkte. Während der Kriegszeit bot sie meinem Vater und seinem größeren Bruder zusammen mit meiner Großmutter eine willkommene Anlaufstelle. Die an Diphtherie erkrankten Buben wurden dort medizinisch versorgt und bekamen ausreichend zu essen. Aus Dankbarkeit dafür blieb die Familie meines Vaters der Schwester vom Orden der Barmherzigen Schwestern v. hl. Vinzenz von Paul, Schwester Gemma, lebenslang verbunden. So wurde jedes Jahr ein Ausflug ins Schwesternheim nach Obergünzburg unternommen, zu dem meine Schwester und ich mehr oder weniger begeistert mitfuhren. Der Geruch aus gebohnertem Linoleum und altem Gebäude, die Stickereibildchen und Grünlilienpflanzen, die karg eingerichteten Zimmer – für uns Wirtschaftswunderkinder war das eine fremde Welt.

Jahrzehnte später nun das Kloster Mallersdorf in Niederbayern, nördlich von Landshut – ich war gespannt darauf zu sehen, wie heutzutage in einem Kloster gelebt wird. Die Anlage besteht aus einem, sich um zwei Höfe erstreckenden Kerngebäude mit Anbauten auf einer Anhöhe, einer barock ausgestatteten Kirche mit Doppelturmfassade, einem Wirtshaus und einer Brauerei. Weiterhin gehören dazu Wirtschaftsgebäude und ein dem Kloster gegenüberliegendes Krankenhaus, das Altenstift und das Pflegeheim St. Maria. Um das Kloster erstrecken sich ein meditativer Garten mit Kreuzweg, Alleen, ein Weinberg, Weiden und Felder. Ein weiter Blick geht über das Land bis zum Bayrischen Wald. Hier leben 350 Schwestern im Hauptgebäude, 150 Bewohner in den angegliederten Pflegeeinrichtungen.

Angesichts der verwaisten Klöster in Beuerberg, Schlehdorf, Reutberg und Altomünster eine beeindruckende Anzahl! Bei unserem Rundgang mit Sr. Ritana begegneten wir vielen Schwestern – die alle älter waren. Und so fragten wir, wie es mit dem Nachwuchs in Mallersdorf aussähe. Gerade mal eine Schwester hätte im letzten Jahr die Profess abgelegt, wurde uns berichtet. Auch in den Dependancen in Rumänien und Afrika sähe es nicht besser aus. Ins Kloster kämen nurmehr Besucher auf Zeit, um sich eine Auszeit aus dem hektischen Alltag zu gönnen, Wellness für Körper und Geist zu erleben und klösterliche Abgeschiedenheit zu genießen. Noch wirkt das Kloster vital. Doch auch hier wird sich in den kommenden Jahren möglicherweise noch einiges ändern.

 

 

Um die Zukunft von Klöstern und Kirchen geht es auch bei einer Tagung des Landesamtes für Denkmalpflege in Fürstenfeldbruck Anfang November. Ich bin gespannt, was dort an Gedanken und Ideen geäußert werden wird.

Foto: Ausblick vom Mallersdorfer Kloster auf St. Maria.

 

 

Ein Hofmaler

Kennen sie das hier abgebildete Bauwerk? Das ehemalige Hofmarkschloss im kleinen Ort Hof bei Eisenhofen? Einige von ihnen erinnern sich vielleicht noch an die Zeit, als vor der Gründung der Verbandsschule in Erdweg 1972 hier noch Schüler unterrichtet wurden. Ein wirklich geeigneter Ort für das Lernen, hatte hier doch bereits im 16. Jahrhundert der gelehrte Leonhard von Eck residiert, der seinerzeit als Berater Wilhelms IV am Hof in München das politische, wirtschaftliche, religiös-geistige und soziale Leben Bayerns prägte.

Und heute?

Bei einer meiner Entdeckungsfahrten durch den Landkreis führte mich mein Weg zum Schlösschen, wo ich das Glück hatte, das Ehepaar Riederer zu treffen, das mir mehr über die jüngere Geschichte des Schlosses erzählen konnte. Nach der Auflösung der Schule wurde es von vielen Künstlern bewohnt, die hier in der ländlichen Umgebung Inspiration fanden. Und auch Hartmut Riederer ist ein Künstler, der die Tradition der gelehrten Bewohner, Wissensdurstigen und Künstler fortsetzt. Er verfasst Theaterstücke, schreibt Prosatexte und Lyrik und malt fantasievolle Gemälde. Er erzählt darin von kosmischen Welten und schöpft aus seinem reichen Fundus an literarischem und philosophischem Wissen, das in sein vielseitiges Werk einfliesst.

Schnell stand für mich fest, dass noch mehr Menschen im Landkreis und darüber hinaus den Maler und Schriftsteller kennenlernen sollten. So werden jetzt ab 24. September 2017 im Museum in Altomünster bei einer Werkschau Bilder des „Hof“- Malers Hartmut Riederer unter dem Titel „Kosmos“ gezeigt werden. Da Hartmut Riederer erst vor kurzem seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, ist die Ausstellung gleichzeitig ein schönes Geburtstagsgeschenk. Herzlichen Glückwunsch!

Das FOTO zeigt die Einfahrt zu Schloss Hof, das sich in Privatbesitz befindet und nicht besichtigt werden kann.

 

Echte Hits im Advent

„O wei, o wei – o Weihnachtszeit“ singt die A-cappella-Gruppe „6-Zylinder“ unnachahmlich im vertonten Kinderbuch „Der Schweihnachtsmann“. Als unsere Kinder klein waren, hat uns dieses Musical immer durch die Adventszeit begleitet. Ein echter „Schmarrn“- hilft doch ein Schwein als Weihnachtsmann aus und beschert die Kinder. Aber die Kleinen lieben solchen Unsinn, auch wegen der zahlreichen Lieder zum Mitsingen. „Plätzchen kommt von Platzen“ singen wir auch heute noch, wenn der erste Teller Selbstgebackenes auf dem Tisch steht und greifen dann kräftig zu.

„O wei“ bezieht sich aber auch auf die Hektik und die scheinbar ungebremste Betriebsamkeit, die sich im Advent entwickelt, der keine „staade Zeit“ mehr ist. Dazu gehört auch die omnipräsente Kaufhausberieselung à la „Jingle bells“, die das rege Klingeln der Registrierkassen wohl musikalisch untermalen soll.

Musik in der Adventszeit kann aber auch das Gegenteil sein, wie Veranstaltungen zeigen, die klassische Musik und auch Volksmusik in Kirchen und Säle bringen, die die Wartezeit auf Weihnachten bewußt machen und eine Auszeit aus der Hektik des Trubels bieten. Dazu gehören die zahlreichen Adventssingen im Landkreis, wie in Altomünster, Bergkirchen oder in Markt Indersdorf. Dazu gehört auch das Angebot des Volksmusikarchivs, das unter anderem auch Veranstaltungen zum aktiven Singen anbietet.

Hierzu zähle ich dieses Jahr auch ein besonderes Konzert, das am kommenden Freitag um 19.00 Uhr in der barocken Kirche St. Vitalis in Sigmertshausen stattfindet. Heinz Neumaier hat neue Lieder zur „Heiligen Nacht“ von Ludwig Thoma geschrieben. Sie werden von den Moosdorfegger Sängerinnen vorgetragen werden, musikalisch begleitet von der Gröbenbach Musi. Der Dachauer Claus Weber wird die Weihnachtsgeschichte in bairischen Dialekt vortragen. Die 1915 geschriebene Erzählung wurde schon oft gelesen und gehört schon traditionell zur Dachauer Adventszeit. In Sigmertshausen laden die Organisatoren ein, sie mit der von Heinz Neumaier komponierten Musik nochmals neu zu entdecken und zu erleben. Der Eintritt dazu ist frei. Spenden sind jedoch herzlich willkommen. Der Erlös wird dem Förderverein der Hofmarkkirche Schönbrunn zugute kommen, dessen (hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft)  sanierter Kirchenraum sich auch bestens für Konzerte eignen wird.

Ich freue mich auf ihren Besuch und ihre Unterstützung für eines der markantesten Denkmäler in unserem Landkreis!

 

 

Das FOTO zeigt Herrenhuter Sterne auf einem Weihnachtsmarkt in Regensburg.

 

C+M+B – Die magischen Denkmalschützer

Am Wochenende sind sie wieder von ihrer Mission zurückgekehrt: die Sternsinger, die in der Zeit um den Dreikönigstag am 6. Januar unterwegs waren, um Gaben für arme und benachteiligte Kinder in der Welt zu sammeln. An vielen Orten zogen die Weisen aus dem Morgenland gewandet als Könige mit Krone und festlichen Kleidern von Tür zu Tür, um dort mit einem Lied oder Gedicht ihr Anliegen vorzutragen.

Dieses auch in unserer Region lebendige Brauchtum gehört zu den sogenannten „Heischebräuchen“, bei denen für Leistungen Geld oder Lebensmittel  verlangt oder gefordert werden („heischen“ wird im Duden mit „verlangen“ übersetzt, im mittelhochdeutschen stand „eischen“ für fordern ). Als Gegengabe übermitteln die Könige den Segen Gottes, den sie mit der Kreideschrift C+M+B und der Jahreszahl bildhaft werden lassen und dem Wohlgeruch des Weihrauchs unterstreichen. Die Kürzel bedeuten „Christus Mansionem Benedicat“- der Herr möge das Haus der Spender segnen und damit schützen.

Als die Sternsinger an unserem Haus den Segen ganz modern in der Form eines Aufklebers angebracht hatten und weiterzogen, wünschte ich mir insgeheim, viele weitere Sternsinger, die segnend durch den Landkreis ziehen, um dort auch den Bauwerken Segen zu bringen, die es am dringendsten nötig haben.

Vor meinem inneren Auge schickte ich sie auf meine ganz persönliche Reise: zu einigen kleinen Bauernhäusern in Oberweilbach, Taxa und Ampermoching, nach Altomünster zur Klosterpforte, zum Gasthaus nach Sulzemoos, zu einer kleinen Hofkapelle im Hinterland, dann nach Dachau zum ehemaligen Gasthaus Hörhammerbräu, zur Holländerhalle auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei, den Gewächshäusern am Kräutergarten und dann weiter zur Ziegler-Villa und dem Seidl-Haus in der Augsburgerstraße.

Dabei stellte ich mir vor, dass der Haussegen sie dadurch vor dem weiteren Verfall bewahren würde. Denn er würde die Bewohner und/oder die Verantwortlichen daran erinnern, dass mit der Haussegnung das Prinzip des „do ut des“ verbunden ist: Jede Gabe muss mit einer Gegengabe vergolten werden.

Sollte dies gelingen, dann würden die drei Weisen, die auch als „Magier“ bezeichnet werden, zu magischen Denkmalschützern.

 

Der Stern der Kleinberghofener Sternsinger durfte aufs FOTO.

 

Staade Zeit

Auch im Kloster Altomünster ist fürs erste eine „staade Zeit“ angebrochen. Mit Beginn der adventlichen Zeit wurde auf Anordnung aus Rom mit der Auflösung der klösterlichen Gemeinschaft begonnen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Kloster auch schon früher umwälzende Veränderungen erlebt hat: vom benediktinischen Männerkloster zum Frauenkloster, dann ab 1485 Übernahme durch die Birgittinnen mit späterer Erweiterung um ein Männerkloster. 1803 sollte auch das Kloster Altomünster im Rahmen der Säkularisation aufgelöst werden. Wie Anton Mayr in der Chronik des Altolandes festhielt, verlief diese folgendermaßen: „Am 19.3. nachmittags erscheint der Landrichter von Rain, Tünnermann, im Kloster, erklärt das Kloster für aufgehoben, nimmt die Kasse, Archiv, Sakristei, Bibliothek und Getreidekasten in Beschlag, beläßt der Äbtissin zur Bestreitung augenblicklicher Ausgaben einen Beitrag von 115 Gulden 20 Kreuzer und legt das übrige Geld unter Siegel. Die Mönche müssen aus ihrem Gebäude ausziehen. Sie erhalten eine stattliche Pension. […] Für das Frauenkloster findet sich kein Käufer. Die Schwestern dürfen deshalb in ihrem Kloster bleiben.“

Ein Jahr später, 1804, wurde das Ende der Klosteradministration gemeldet. Die Abwicklung lief nicht reiblungslos, wie der Chronist weiter berichtete: „Die Äbtissin des Klosters kann sich mit der Aufhebung des Klosters noch nicht abfinden. Sie erteilt Aufträge für Reparaturarbeiten und schickt dann die Rechnungen an die kurfürstliche Landes-Direktion zur Bezahlung. Von dort erhält sie die Antwort, daß die Rechnungen diesmal noch beim Rentamt Aichach angewiesen wurden. In Zukunft hat sie sich aber dabei eigenmächtigen Ausgaben umso mehr zu enthalten, als man selbe sonst gewiß unbezahlt lassen wird.“

Das ist natürlich Geschichte des 19. Jahrhunderts, daher sind etwaige Parallelen zu heute wohl eher zufällig. Aber die Geschichte des Klosters Altomünster ist sicherlich noch nicht zu Ende. Alles hat und braucht seine Zeit (Koh / Pred 3). Die stille Zeit, die jetzt dort angebrochen ist, ist deshalb auch eine Chance für einen unaufgeregten Neubeginn –  für ein ganz neues Kapitel in der Geschichte des Klosters „im Sinne eines geistigen Orts der Begegnung“.

Dazu braucht es Ideen, ja Visionen – ganz im Sinne der Tradition der Ordensstifterin, der Hl. Birgitta.

 

Auf dem FOTO ist ein Blick ins Kloster Altomünster zu sehen.

Heimatmuseen im Netz(werk)

1. November 2015: die kulturhistorischen Museen im Landkreis sind online! Seit dem ersten Treffen im Juli 2014 hat sich aus einer ersten Idee eine tatkräftige Arbeitsgruppe entwickelt, die gemeinsam in die Zukunft gehen will. Sie hat sich den Namen „MuseenDachauerLand“ gegeben und trifft sich zwei bis dreimal im Jahr in einem der beteiligten Museen. Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Vermittlungsarbeit werden schwerpunktmäßig diskutiert oder auch Fachleute zu Referaten eingeladen. Der jeweilige Gastgeber stellt sein Haus und seine Sammlung vor und lädt bei einer gemeinsamen Brotzeit zum ungezwungenen fachlichen Austausch ein.

Die meisten der Landkreismuseen, die dem Verbund beigetreten sind, wurden durch private Initiativen gegründet und werden durch Ehrenamtliche weitergeführt: Haimhausen  (1986), Großberghofen (1989), Altomünster (1997) und Karlsfeld (2003). Neugründungen sind das Augustiner-Chorherrenmuseum in Indersdorf (2014) und das Schaudepot in Pasenbach (2015). Eine weitere Gruppe umfasst Einrichtungen, die in die Rubrik „Spezialmuseen“ gehören und sich dort bestimmten Themenbereichen widmen: das Bauernhofmuseum von Herrn Dr. Kammermeier in Ebersbach mit einer Sammlung an bäuerlichem Gerät und Alltagswerkzeug, das Bankmuseum der Volksbank in Dachau und das Brauereimuseum in Altomünster. Ein weiteres Mitglied ist das bereits 1905 gegründete Bezirksmuseum Dachau, das unter professioneller Führung  als kommunale Einrichtung zusammen mit der Gemäldegalerie Dachau und der Neuen Galerie Dachau als „Zweckverband Dachauer Galerien und Museen“ firmiert.

Vielleicht empfindet der eine oder andere den Begriff „kulturhistorische Museen“ als sperrig; man kann ja genauso gut auch von „Heimatmuseen“ sprechen, nachdem der Begriff der Heimat inzwischen positiv bewertet wird und Heimatmuseen nach und nach das Image des „Verstaubten“ ablegen. Noch 1981 kritisierte der Volkskundler Hans Roth  im Sonderheft 1 der vom Landesverein für Heimatpflege herausgegebenen Zeitschrift „Schönere Heimat“ das Heimatmuseum als „lediglich eine Anhäufung von Altväterhausrat, eine verstaubte Nostalgiesammlung, die Aufbereitung von Gegenständen einer ‚heilen Welt‘, die es seinerzeit wie heute nicht gab und gibt.“ 

Was ist dann heute ein zeitgemäßes Heimatmuseum?

Es ist ein Museum für den Ort und seine Bürger, ein Aushängeschild für die Kultur des Ortes und Botschafter für dessen kulturelle Tradition – ein lebendiger Treffpunkt für alle Gesellschaftsgruppen zum Lernen, Begegnen und Austauschen. Ein Heimatmuseum kann Ausgangspunkt für ein Miteinander von Alt- und Neubürgern sein. Ein Heimatmuseum kann aber auch überregionale Besucher interessieren.

In diesem Sinne ist die Webseite der Heimatmuseen des Dachauer Landes gedacht. Aktuelles und monatliche Empfehlungen laden dazu ein.

Schauen sie doch mal rein: www.museen-dachauer-land.de.

 

Auf dem FOTO sieht man die Landkarte, die Bestandteil des neues Werbeflyers der Museen ist.

 

 

Ein Kloster – heutzutage?

Wenn sie jemandem im Landkreis Dachau mit den Vornamen „Alto“ oder „Birgitta“ begegnen, dann können sie mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass er oder sie aus der Gemeinde Altomünster stammen. Dort wirkte der Hl. Alto, der den Grundstein für das Kloster legte, das ab dem Ende des 15. Jahrhunderts vom Orden der Birgittinnen weitergeführt wurde.

Doch wie so oft bestätigen Ausnahmen die Regel. Als mir meine Eltern den Vornamen Birgitta gaben, hatten sie weder Wurzeln in Altomünster, noch sonstige Verbindungen zu diesem von den beiden Heiligen geprägten Ort. Dennoch „nomen est omen“ – vielleicht wurde mir dadurch bereits ein Interesse für das Dachauer Land und auch den Ort Altomünster mit seinem Kloster in die Wiege gelegt.

Die barocke Klosterkirche des Johann Michael Fischer beeindruckte mich bereits bei meinen ersten Besuchen während meiner Studienzeit. Das weitläufige Kloster mit seinen Innenräumen blieb mir jedoch, wie vielen anderen, für lange Jahre verschlossen.

Anlässlich einer Tagung der bayrischen Hausforscher im letzten Jahr durfte ich erstmalig einen Blick in das Innere des Klosters werfen. Für einen Kunsthistoriker eine der Sternstunden angesichts von spätgotischen Altären, einer aus dem Umfeld Riemenschneiders stammenden Madonna, dem barocken Kirchenraum der Nonnen, dem Kapitelsaal, den Reliquien in kostbaren Behältern und vielem mehr… Aber nicht nur die Kunst, sondern auch die Stille, die einfachen Klosterzellen, die Beschaulichkeit der Innenhöfe berührten mich sehr, weil hier der Geist einer spirituellen Gemeinschaft spürbar wurde.

Doch mischte sich in die Betrachtung auch Wehmut. Das Kloster wurde vor einem Jahr von einer kleinen Gruppe Nonnen bewohnt. Aktuell sind es nurmehr drei Schwestern.

Die katholische Kirche hat 2014 das „Jahr der Orden“ ausgerufen, das auch für Nachwuchs in den Klöstern werben soll. Vielleicht bereits zu spät? An vielen Orten werden Klöster mangels Nachwuchs und Überalterung geschlossen und einer neuen Nutzung zugeführt: so werden zum Beispiel in Beuerberg Wohnungen für Flüchtlinge eingerichtet. Bei vielen anderen Klöstern steht die Zukunft noch in den Sternen.

In unserem Landkreis wurde bereits während der Säkularisation eines unserer größten Klöster in Taxa zerstört. Kloster Indersdorf wurde und wird seit dem 19. Jahrhundert bis heute als Bildungsstätte geführt, in Schönbrunn sind Franziskanerinnen in die Betreuung behinderter Menschen im Franziskuswerk eingebunden. An das Kloster auf dem Petersberg erinnert nur die romanische Basilika. 

Eine Neugründung im 20. Jahrhundert gibt es in Dachau: hier wurde 1964 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers das Karmelkloster gegründet. Mutter Maria Theresia von den unbeschuhten Karmeliterinnen wollte durch das gemeinschaftliche Gebet ein Zeichen der Hoffnung setzen. Dieses Kloster ist auch heute ein Ort der Kontemplation, der Versöhnung und Begegnung und zeigt, dass Klöster auch in unserer Zeit für uns wichtig sind und wichtig bleiben können.

In Altomünster bahnen sich umwälzende Veränderungen an. Es ist zu hoffen, dass das Erbe des Heiligen Alto und der Hl. Birgitta nicht nur in Vornamen weitergeführt wird…

 

Auf dem FOTO blicken wir auf den Turm der Klosterkirche in Altomünster.